Heinisch-Hosek will Trend entgegensteuern
Teilzeitarbeit bei Frauen nimmt weiter zu
Die Zahl der Frauen, die Teilzeit arbeiten, steigt jährlich. 2010 waren es bereits 700.000 Frauen, das sind 44 Prozent der erwerbstätigen Frauen, und diese Tendenz ist steigend. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) ist nicht glücklich mit dieser hohen Teilzeitquote und will diesem Trend gegensteuern.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.2.2012
Helga Lazar
"Teilzeit ist Karrierebremse"
Teilzeitarbeit habe viele Risiken und Nebenwirkungen, die auf dem ersten Blick nicht so erscheinen, aber für Frauen gefährlich sind, so Heinisch-Hosek. Teilzeitarbeit mache abhängig vom Partner, denn fast keine Frau könne von einer Teilzeitarbeit allein leben, sagt Heinisch-Hosek im Ö1-Mittagsjournal.
"Teilzeit ist eine Karrierebremse, der Stundenlohn ist geringer als für Vollzeitbeschäftigte, es kann oft eine Armutsfalle nach Trennungen sein", zählt Heinisch-Hosek die Risiken auf. Die schlechteste Kombination sei eine Alleinerzieherin, die nur eine Teilzeitarbeit angeboten bekäme.
300 Mio. Überstunden pro Jahr
Ein Viertel der teilzeitbeschäftigten Frauen würden gerne auf Vollzeit umsteigen, doch die Arbeitszeiten seien ungleich verteilt. In Österreich würden pro Jahr 300 Millionen Überstunden geleistet und eigentlich wollen die Menschen weniger arbeiten.
"Es wären genug Arbeitsplätze für Frauen vorhanden", stellt die Ministerin fest. Allerdings fehle es rundherum an Bedingungen, wie etwa ausreichende Kinderbetreuung. Zudem würden in manchen Bereichen aus Kostengründen nur Teilzeitjobs angeboten. "Das gehört abgestellt", fordert Heinisch-Hosek.
Stundenlohn bei Teilzeit bis zu 30 Prozent geringer
Der Hauptgrund warum Frauen Teilzeit arbeiten, liegt an den mangelnden Betreuungseinrichtungen für Kinder und für ältere Menschen. Zwei Drittel dieser unbezahlten Arbeit wird von Frauen geleistet, da sei eine Vollzeitstelle oft nicht möglich.
Auch ein Teil der Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen ist auf die hohe Teilzeitquote bei Frauen zurückzuführen, so die Frauenministerin. Die Produktivität sei in weniger Stunden viel höher, als bezahlt wird. "Eine Frau die einen 20-Stunden-Job hat leistet das Ausmaß von bis zu 30 Stunden, bekommt aber nur 20 Stunden bezahlt", sagt Heinisch-Hosek.
Außerdem sei der Stundenlohn bei Teilzeit um bis zu 30 Prozent geringer als für die gleiche Arbeit bei Vollzeit. Das käme den Unternehmen günstiger. Auch hier fordert die Ministerin Änderungen.
Umstieg auf Vollzeit soll erleichtert werden
Damit Teilzeitarbeit nicht zu einer Sackgasse für Frauen wird, muss der Umstieg auf Vollzeit erleichtert werden, so die Frauenministerin.
Unternehmen sollen ihren Teilzeitbeschäftigten Vollzeitjobs intern anbieten, bevor sie extern ausgeschrieben werden.