Vorstellungsbesuch im Burgtheater Wien
Tennessee Williams' "Endstation Sehnsucht"
Ein loderndes Familiendrama über abgründige Lebenslügen und eine schwarze Komödie über Leben, Liebe und Business nach der Krise feiern im März ihre Premieren auf den Bühnen des Wiener Burgtheaters. Dazwischen sind noch einige Vorstellungen von Tennessee Williams' Drama "Endstation Sehnsucht" zu sehen, das Ende Jänner erstmals über die Bühne des Haupthauses ging.
8. April 2017, 21:58
"Triebwagen" des Begehrens
Eine alte Straßenbahnlinie in New Orleans, die "desire line", deren Endstation "Sehnsucht, Verlangen" hieß, gab dem Stück den Titel. Die Endstation in Tennessee Williams' Drama aber ist die Katastrophe.
Blanche Dubois, eine alternde Schönheit aus den Südstaaten, besucht nach dem Verlust des einstmals stolzen Familienbesitzes "Belle Rêve" und ihres Arbeitsplatzes verzweifelt ihre Schwester Stella, die in New Orleans lebt. Die sanfte Frau ist ihrem Ehemann, dem Arbeiter Stanley Kowalski, Sohn polnischer Einwanderer, sexuell verfallen. Blanche verachtet ihn und provoziert ihn mit dem ständigen Pochen auf ihre vornehme Herkunft. Schnell entstehen in den beengten Wohnverhältnissen Spannungen.
"Endstation Sehnsucht" (A Streetcar Named Desire) ist, wie viele von Williams' Stücken, autobiografisch gefärbt. Auch Williams, selbst "Südstaatler" aus Mississippi, kämpfte zeitlebens gegen die "gute Gesellschaft" und seine eigenen psychischen Krisen, Ängste und Schwächen. So ist das kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Werk auch von Sigmund Freuds Lehren beeinflusst. "Endstation Sehnsucht" ist Williams' zweiter großer Erfolg und wurde von Elia Kazan mit Marlon Brando verfilmt.
In der Inszenierung von Dieter Giesing spielt Nicholas Ofczarek den Stanley Kowalski, den er allerdings, gegen alle Klischees, nicht als "Kraftlackel" und Proleten, sondern als "einen ehrlichen, aufrechten Mann, einen Menschen ohne Falsch, ohne Argwohn" darstellt ("Kurier"). Dörte Lyssweski verkörpert Blanche, ihre Schwester Stella wird von Katharina Lorenz gespielt.
Gespenster und Zeitgeister
Eine Attacke gegen Konventionen und protestantische Moral fährt Henrik Ibsen in seinem Drama "Gespenster", das am 9. März 2012 im Wiener Akademietheater Premiere hat. Es erzählt die Zerstörung einer Familie, verfangen in einem Netz aus Lebenslügen und gesellschaftlichen Normen, die uns alle wie Gespenster umgeben. "Aber ich glaube fast, wir sind allesamt Gespenster, Pastor Manders. (...) Sie sind nicht lebendig in uns; aber sie sitzen doch in uns fest, und wir können sie nicht loswerden", so Frau Alving.
Der junge deutsche Regisseur David Bösch bringt "Gespenster" unter anderem mit Kirsten Dene, Johannes Krisch und Martin Schwab auf die Bühne.
Banken und andere Ärgernisse
Eine schwarze Komödie über die skurrilen Auswüchse der Finanzkrise und die politischen Abgründe unserer Tage erlebt am 28. März 2012 ihre Uraufführung im Vestibül. David Lindemann zeigt in seiner Komödie "Getränk Hoffnung" mit einem Ausschnitt des Kleinen das Ausmaß des Großen und gibt Antwort auf die Frage: Wonach sehnt sich der Mensch in Zeiten der Krise?
Bankmitarbeiterin Christina Merkel weiß es und hat es verinnerlicht: Nicht nach Sicherheiten, sondern nach Vertrauen sehnt sie sich. Und so trifft sie ihren Kunden Herrn Bond nach der Krise nicht in der Bank zum Beratungsgespräch, sondern auf einer Bank im Freien. Die neue Devise lautet nicht mehr Sicherheit, sondern Vertrauen: "Wir sind an der Zufriedenheit unserer Kunden interessiert, nicht an ihrem Geld", so Merkel, "weil wir ein Spitzenprodukt verkaufen. Vertrauen at its MAX! Das ist unser neues Kerngeschäft." Michael Schachermaier, langjähriger Regieassistent des Hauses, führt Regie.
Ö1 Club-Exklusiv
Am 14. März 2012 ist eine ausgewählte Gruppe von Ö1 Club-Mitgliedern zum Vorstellungsbesuch von Tennessee Williams' "Endstation Sehnsucht" im Wiener Burgtheater, sowie zu einer Klimt-Führung zum Klimtjahr 2012 eingeladen.
Anmeldungen dafür bitte schriftlich an den Ö1 Club, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien, per E-Mail, per Fax: (01) 501 70-372, oder im Ö1 Kalender. Bitte geben Sie an, ob Sie allein oder in Begleitung kommen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden ausgelost und verständigt. Anmeldeschluss ist am 7. März 2012.
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Burgtheater und seinen Zweigstellen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Burgtheater