Nicht nur mit Billigprodukten

Die Chinesen kommen - auch bei Handys

Auf der Handymesse in Barcelona machen es die chinesischen Handyhersteller deutlich: Sie wollen viel stärker auf den europäischen Markt kommen, und zwar nicht nur mit billigen Handys. Sie wollen auch in der Oberliga, bei den Smartphones, ganz vorne mitmischen.

Mittagsjournal, 2.3.2012

Top Drei im Visier

Der chinesische Handyhersteller Huawei inszeniert sich. Die Chinesen haben einen eigenen Pavillon auf der Handymesse, wer dort einen Blick in die Zukunft werfen will, muss um Erlaubnis bitten und sich extra registrieren. Drinnen wird klar worum es geht. Huawei hat bisher Netzwerke für Telekommunikation gebaut. Doch das genügt nicht mehr, jetzt geht’s ums Smartphone und die Tablet-Computer. Dünn und leicht sind die neuen Handys, schnell und mit hoher Bildschirmauflösung. "Die anderen müssen sich anstrengen, Huawei könnte in die Fußstapfen von Samsung treten", sagen Messebesucher.

Und das will Huawei auch: Die Chinesen wollen in den nächsten drei Jahren unter die Top Drei der Handysteller aufsteigen. Wie das gehen soll, stellt sich Huawei-Europachef für Handys und Tablets, Xu ZhiQiang, so vor: "Wir sind in Europa noch nicht bekannt, aber wenn die Technologie wirklich gut ist, dann werden sie die Kunden auch annehmen."

Hin zur eigenen Marke

In die Topliga ist es noch ein weiter Weg, nicht nur für Huawei, auch für den chinesischen Konkurrenten ZTE. Beide haben als Netzwerkausrüster für Telekommunikation gestartet, als solche haben sie die europäische Konkurrenz wie Siemens und Alcatel schon längst ausgebootet. Im europäischen Handymarkt sind sie als eigene Marken aber bisher kaum präsent. Die Handys werden zwar schon verkauft, aber noch nicht unter der eigenen Marke, das soll sich ändern, erklärt Alexander Schuster, ZTE-Chef für Österreich und der Schweiz. Nach Kooperationen mit dem Diskonter Hofer wolle man jetzt mit Netzbetreibern wie T-Mobile, Telering und Hutchinson unter eigenem Markennamen auftreten. So will es auch Huawei machen, noch heuer sollen die Huawei-Handys unter ihren Marken in den Regalen sein.

Smartphones inklusive

ZTE verkauft laut den Branchenanalysten von Gartner mehr Handys als etwa Blackberry-Hersteller Research in Motion. Huawei hat Sony Ericsson überholt. Diese Zahlen inkludieren auch einfache Handys, aber auch bei Smartphones wollen die Chinesen durchstarten, sagt die Gartner Analystin Carolina Milanesi : "ZTE und Huawei wollen in Europa stark auftreten und Smartphones für die breite Masse anbieten. Hier in Barcelona zeigt sich aber: Sie wollen nicht nur einfache Modelle anbieten, sondern auch anspruchsvollere Modelle." Die Chinesen wollen weg vom Billigimage, sagt auch der Huawei-Manager Xu ZhiQiang : "Es ist ein natürlicher Weg. Wir entwickeln jetzt unsere eigene Technologie und investieren viel in Forschung und Entwicklung. Wir können die Handys besser ausstatten, es geht nicht mehr nur um Billigproduktion."

Noch keine iPhone-Konkurrenz

Kann Huawei es schaffen in nur drei Jahren in die Topliga aufzusteigen? "Nein, sie haben keine Marke. Huawei hat jetzt zwar ein gutes Telefon, aber keine Konkurrenz zum iPhone oder zum Samsung Galaxy. Was die Kunden wahrnehmen ist – erst kommt die Oberliga, dann die Chinesen." Außerdem: Nur gute technische Attribute seien zu wenig, sagt Milanesi. Es fehlen noch die Zusatzdienste, die Handys heben sich nicht von der Masse ab. Die Chinesen seien in Europa also noch keine große Gefahr für Nokia, HTC oder Sony, glaubt sie, eher für schwächere Marken wie LG.

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