Wahlkampf nimmt Fahrt auf

Sarkozy weiter in Nöten

In 50 Tagen findet in Frankreich der erste Durchgang der Präsidentschaftswahl statt . Zwei Wochen nachdem auch Nicolas Sarkozy offiziell seine Kandidatur erklärt hat, nimmt der Wahlkampf im Land langsam Fahrt auf und der Ton wird deutlich rauer.

Demokratieproblem um Marine le Pen?

Diese Episode, die der Zentrumskandidat Bayrou als "Hahnenkampf" bezeichnete, lässt ahnen, dass Inhalte und große Themen bei diesem Wahlkampf wohl hintanstehen werden. Ein Wahlkampf, der sich schon vor dem ersten Urnengang immer stärker zu einem Duell Sarkozy/Hollande entwickelt. Zentrumskandidat Bayrou liegt bei nur 12 Prozent und die rechtsextreme Marine Le Pen bei rund 17 Prozent. Wobei heute noch nicht klar ist, ob sie die nötigen 500 Unterschriften von Bürgermeistern oder Abgeordneten zusammenbekommt, ohne die sie zur Wahl erst gar nicht antreten könnte. Bei vier bis fünf Millionen potenziellen Wählern wäre dies ein echtes Problem für die französische Demokratie.

Morgenjournal, 3.3.2012

Aus Paris berichtet Hans Woller.

Hollande klar voran

Am Donnerstag musste sich der Sarkozy im baskischen Bayonne ausbuhen, beschimpfen und mit Eiern bewerfen lassen. Er klagte darauf hin Frankreichs Sozialisten an, derartige gewaltsame Vorfälle zu unterstützen und mit radikalen Basken zusammenzuarbeiten. In den Meinungsumfragen sieht es für den amtierenden französischen Präsidenten auch zum Ende dieser Woche immer noch schlecht aus – sein sozialistischer Herausforderer, Francois Hollande, liegt nach wie vor deutlich in Front.

Empörung über "Säuberung"

Hollande sagte auf einer Wahlveranstaltung zu all dem nur : "Wir müssen zeigen, dass wir auf der Höhe der Ereignisse sind, der Ernst der Lage erfordert dies. Wir dürfen uns nie auf nutzlose Polemiken einlassen, auf verbale oder gar physische Gewalt." Doch Nicolas Sarkozy legte beim Schlagabtausch sogar noch einmal nach und meinte: "Herr Hollande hat, für den Fall, dass er gewählt wird, eine Säuberung angekündigt unter allen Richtern, Beamten oder Botschaftern, die mit ihm nicht einer Meinung sind. Das erhitzt natürlich die Gemüter an der Basis."

Das Wort "Epuration", Säuberung, ist im französischen aber historisch eindeutig besetzt, erinnert an die Zeit nach der Befreiung Frankreichs von den Nationalsozialisten, als Kollaborateure, oft ohne Prozess, gepeinigt oder hingerichtet wurden. Die Antwort von Hollandes Wahlkampfsprecher Cazeneuve: "Diese Aussage des Präsidenten der Republik ist schlicht inakzeptabel, ist eine Entgleisung und zeugt von Nervosität und mangelnder Kaltblütigkeit , die in seinem Lager herrscht."

Zug schon abgefahren?

Für Nicolas Sarkozy jedenfalls haben die letzten Tage nicht die erhoffte Dynamik gebracht, die es ihm erlaubt hätte, in Meinungsumfragen an Francois Hollande vorbeizuziehen – im Gegenteil: Mit nur 25,5 Prozent liegt er erneut 3,5 Punkte hinter dem sozialistischen Herausforderer. Besonders beunruhigend für Sarkozy: Ende Februar, Anfang März ist traditionell die Periode, ab der sich im Vorfeld französischer Präsidentschaftswahlen an den großen Tendenzen nichts Grundlegendes mehr ändert.