Rechnet sich langfristig

Prämien für das Einstellen von Ex-Häftlingen

In Großbritannien geht die Regierung nun einen ungewöhnlichen neuen Weg, um ehemalige Straftäter wieder in Gesellschaft und Berufsleben einzugliedern. Firmen, die einen Ex-Häftling einstellen, bekommen eine Prämie von umgerechnet 6.700 Euro.

Morgenjournal, 7.3.2012

Aus London,

Soll Rückfall verhindern

In Zeiten harten Sparens um das Budgetdefizit in den Griff zu bekommen, verwundert es, dass der britische Arbeitsminister Chris Grayling offenbar genug Geld hat, um Arbeitsplätze für ehemalige Straftäter im Privatsektor zu erkaufen. Langfristig rechne sich diese Investition, sagt Grayling. Das Programm helfe Straftäter zu rehabilitieren und verhindere einen Rückfall in die Kriminalität.

So viele Häfltinge wie noch nie

In England und Wales haben mehr als 88.000 Menschen Weihnachten hinter Schloss und Riegel verbracht, das war ein historischer Höchststand. Die Zahl ist zwar in den letzten Monaten wieder leicht zurückgegangen, aber die britischen Strafvollzugsanstalten platzen trotzdem aus allen Nähten. Ehemalige Straftäter suchen meist nur kurz und erfolglos nach einem Job, sagt Arbeitsminister Chris Grayling.

Das Arbeitsprogramm der britischen Regierung soll dieser Gruppe helfen. Schon am Tag der Entlassung werden die Ex-Häftlinge auf das Berufsleben vorbereitet. Arbeitslose ohne Vorstrafenregister hingegen müssen ein Jahr warten, bevor sie in das Programm aufgenommen werden. Das mag unfair sein, gibt der Arbeitsminister zu, aber am Ende würde die Gesellschaft mehr profitieren. „Es ist in unser aller Interesse dass Menschen die aus dem Gefängnis kommen, unterstützt werden. 60 Prozent jener Straftäter, die ein Jahr oder weniger im Gefängnis sitzen, werden nach ihrer Entlassung wieder rückfällig. Allerdings suchen nur 10% der Arbeitslosen länger als 1 Jahr nach einem Job.“

Fixe Arbeit für zwei Jahre

Große Hoffnungen setzt Grayling auf die Bereitschaft privater Unternehmen, Ex-Häftlinge einzustellen. Das Arbeitsministerium zahlt 6.700 Euro für jeden erfolgreich ins Arbeitsleben integrierten ehemaligen Straftäter. D.h. er muss zwei Jahre oder länger beschäftigt werden. Wohltätigkeitsorganisationen und Bewährungshelfer sind skeptisch, viele Kriminelle hätten keine Qualifikationen oder seien seit Jahren keiner geregelten Arbeit nachgegangen, es sei nicht möglich sie sofort auf den Arbeitsmarkt zu werfen.

Grayling lässt dieses Argument nicht gelten: „Leute die aus dem Gefängnis kommen haben Qualifizierungslücken, aber wir sollten nicht die Einstellung haben, dass die Leute nicht bereit sind, wir fördern nur den Rückfall in die Kriminalität, wenn wir die Leute sich selbst überlassen.

Massive Budgetkürzungen

Der strikte Sparkurs der Regierung könnte das neue Arbeitsprogramm aber torpedieren, warnen Wohltätigkeitsorganisationen. Die britischen Strafanstalten kämpfen mit massiven Budgetkürzungen, langfristig habe dies verheerende Auswirkungen auf die Häftlinge, sagen sie. Wenn kein Geld für Rehabilitierung hinter Gittern da sei, nütze ein Job am Ende des Vollzugs auch nichts.