Nach kritischen Putin-Liedern in Kathedrale

Aktionskünstlerinnen mit Haft bedroht

In Russland bahnt sich der nächste Skandal zwischen Kirche und moderner Aktionskunst an. Vor zwei Wochen haben Mitglieder einer feministischen Punk-Band den Altar der zentralen Christ-Erlöser Kathedrale in Moskau gestürmt. Zwei von ihnen wurden verhaftet, ihnen drohen bis zu acht Jahre Haft, denn offenbar fühlt sich der künftige Präsident Putin persönlich in seinem Glauben beleidigt.

Abendjournal, 7.3.2012

Aus Moskau,

Anwalt: Justizskandal

"Oh Gottesmutter, erlöse uns von Putin" - unter diesem Titel stürmen fünf junge Frauen in bunten Masken auf den Altar der Christ-Erlöser-Kathedrale, knieten nieder, bekreuzigen sich bis sie vom Sicherheitsdienst aus der Kirche gebracht werden. Zwei von ihnen sind inzwischen in Isolationshaft, obwohl beide kleine Kinder haben. Laut Anklage drohen ihnen wegen Hooliganismus bis zu acht Jahren Gefängnis.

Ein Justizskandal, sagt ihr Anwalt Nikolai Polusov, aus der Anklageschrift gehe überhaupt nicht hervor, welche Gesetze die jungen Frauen verletzt haben sollen: Wenn sie wegen Verstoßes gegen Regeln der Bibel angeklagt wären, dann könnte man sie dazu verurteilen, dass sie tausend Gebete sprechen oder von mir aus auf Erbsen knien. Aber sie nach dem Strafrecht anzuklagen ist völliger Unsinn!

Kirchlicher Rückhalt für Putin

Aber der Staat setzt in den letzten Jahren immer stärker auf politische Unterstützung durch die Kirche. Laienorganisationen haben bereits eine Bittschrift an das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche Patriarch Kirill gerichtet, auf eine Anklage zu verzichten. Der hört aber offenbar auf jemand anderen: Wladimir Putin persönlich hat ausrichten lassen, dass ihm die Aktion der Pussy Riots überhaupt nicht gefallen hat.

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Video von Pussy Riot, You Tube