Obama und Cameron einig

USA und GB halten an Abzugsplan fest

Auch nach dem Amoklauf eines US-Soldaten in Afghanistan wollen die USA und Großbritannien ihre Truppen nicht früher als geplant abziehen. Das haben US-Präsident Barack Obama und der britische Premier David Cameron nach einem Treffen mitgeteilt.

Morgenjournal, 15.3.2012

Airforce One und Hot Dog

Als "special relationship" - "besondere Beziehung" hat schon Winston Churchill das Verhältnis von USA und Großbritannien bezeichnet. Daran hat sich auch Jahrzehnte später nichts geändert. Während andere Staatschefs gerade einmal einen 15 Minuten-Termin im Weißen Haus bekommen, hat der britische Premiermister David Cameron zum Auftakt seines Besuchs gemeinsam mit Präsident Obama ein Basketballspiel besucht - inklusive Flug in der Airforce One und Hot Dog. Am nächsten Tag geht es hinter verschlossenen Türen im Weißen Haus zur Sache. Hauptthema: der Amoklauf des US Soldaten in Afghanistan und die möglichen Auswirkungen.

Kein Anlass für Planänderung

16 Menschen sind vergangenes Wochenende bei dem Massaker in Südafghanistan getötet worden, darunter neun Kinder. Die tragischen Ereignisse der letzten Tage seien eine Mahnung, die Schwierigkeit der Afghanistan Mission nicht zu vergessen, so Präsident Obama. Spekulationen darüber, dass der Nato-Kampf-Einsatz schon früher als 2014 enden könnte, weist Obama zurück: "Ich sehe derzeit keinen Anlass für plötzliche Änderungen des bestehenden Plans", so Obama.

Die USA und Großbritannien stellen die meisten Soldaten in Afghanistan. Für den britischen Premierminister David Cameron läuft alles weiter nach Plan: "Wir sind bereits in der Endphase unserer Militärmission. Das beinhaltet schon kommendes Jahr den Wechsel zu einer unterstützenden Rolle, während die Afghanen die Führung übernehmen."

Vor der US Präsidentschaftswahl steigt der Druck auf Obama, den unbeliebten Afghanistan-Krieg möglichst schnell zu beenden.

Keine Intervention in Syrien

Amerikanisch-britische Einigkeit herrscht auch beim Thema Iran. Obama: "Wir beide wollen einen Iran mit Atombombe um jeden Preis verhindern, aber wir glauben auch, dass es noch Zeit für eine diplomatische Lösung gibt." Zu den wichtigen Gesprächsthemen zählt auch die Lage in Syrien. Derzeit konzentriere man sich darauf humanitäre Hilfe ins Land zu bringen. Ein militärisches Eingreifen, um das Blutvergießen zu verhindern, schließen Obama und Cameron aus. Die Lage sei anders als in Libyen vor einem Jahr - ohne klares internationales Mandat für eine Intervention und ohne erfolgversprechenden Plan.

Der Abend steht dann wieder ganz im Zeichen der besonderen britisch amerikanischen Freundschaft mit einem Staatsbankett im Weißen Haus und einem entsprechenden Menü: Statt Beef Wellington wird Bison Wellington serviert.

Amokschütze ausgeflogen

In einer regelrechten Nacht- und Nebelaktion ist unterdessen der Amokschütze aus Afghanistan gebracht worden - auf juristischen Rat hin, wie ein Sprecher des US-Verteidungssministeriums formuliert. Zur Begründung heißt es, das US-Militär verfüge in Afghanistan über keine passende Gefangeneneinrichtung. Den neuen Aufenthaltsort des Tatverdächtigen gab der Sprecher nicht bekannt. CNN aber will erfahren haben, dass der 38-jährige nun auf einer US- Militärbasis in Kuwait festgehalten wird.

Morgenjournal, 15.3.2012