Friedensnobelpreisträger "weggesperrt"

Weltweite Lesung für Liu Xiaobo

Mit einer weltweiten Lesung wollen sich Autoren und Künstler für die Freilassung des inhaftierten chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo einsetzen. Die Lesungen sollen in Neuseeland beginnen und in Los Angeles enden und in insgesamt mehr als 40 Ländern stattfinden.

Morgenjournal, 20.3.2012

Aus Peking berichtet Jörg Winter.

Neue Strategie Pekings

Liu Xiaobo ist einer der bekanntesten Regimekritiker in China, 2008 hat man ihn zu 11 Jahren Haft verurteilt. Seither schweigt die Regierung in Peking. Von weltweiten Protesten lässt sich der kommunistische Machtapparat kaum beeindrucken. So hatte man kurz vor der Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo eben diese Verleihung noch als Verstoß gegen die Prinzipien der Auszeichnung bezeichnet und mehrere Ländern, die der Verleihung applaudierten, mit Sanktionen bedroht. Mittlerweile hat Peking die Strategie geändert: Man versucht den bekannten Bürgerrechtler einfach totzuschweigen.

In Gefängnis isoliert

Man hat Liu Xiaobo weggesperrt, angeblich in ein Gefängnis im Norden Chinas. Seinem Anwalt sowie westlichen Diplomaten werden Besuche im Gefängnis verboten, die Bewegungsfreiheit seiner Familie wurde eingeschränkt. Seine Frau, die Dichterin und Fotografin Liu Xia steht in Peking unter striktem Hausarrest. Soweit bekannt durfte sie ihren Mann bisher nur einmal im Gefängnis besuchen. Der wurde 2008 festgenommen und ein Jahr später wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Haft verurteilt. Eine beliebte Anklage gegen unbeliebte Kritiker der kommunistischen Führung.

Sessel statt Anwesenheit

Liu Xiaobo zählt zu den Mitorganisatoren der Charta 08, einer Petitionsschrift führender Dissidenten für mehr Freiheit und Demokratie in China, ein Aufruf zu umfassenden politischen Reformen. Als Liu 2010 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird, darf er an der offiziellen Verleihung in Oslo nicht teilnehmen. Als dort während der Zeremonie demonstrativ ein leerer Stuhl hingestellt wird, spricht das offizielle China von einem "politischen Theater".

Appelle gehen ins Leere

In der chinesischen Öffentlichkeit ist Liu Xiaobo wenig bekannt und teilt dieses Schicksal mit anderen Dissidenten. Die Suche im chinesischen Internet nach seinem Namen ergibt keine Treffer, Einträge auf den Mikroblogs werden von den Zensoren sofort gelöscht. Es ist fast so, als ob Liu Xiaobo gar nicht existieren würde. Und so werden auch die Appelle aus dem Ausland weniger und leiser. Was eben auch am Schweigen der chinesischen Behörden liege, sagen Mitarbeiter von Menschenrechtsorganisationen. Da man absolut keine Informationen über Liu Xiaobo erhalte, werde es für ihre Organisationen immer schwieriger, den Druck aufrecht zu erhalten. Und so gehe eben auch der Druck ausländischer Regierungen auf China, Liu Xiaobo freizulassen, immer mehr zurück.

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