Tausende bei Begräbnis

Toulouse: Opfer in Jerusalem beigesetzt

Die vier Opfer des Attentats in Toulouse sind in Jerusalem beerdigt worden. Die nach jüdisch-orthodoxem Ritus erfolgte Besetzung fand unter großer Anteilnahme der israelischen Bevölkerung statt.

Mittagsjournal, 21.3.2012

Aus Israel,

Die beiden kleinen Buben, die in Toulouse erschossen wurden, hatten die israelische Staatsbürgerschaft, weil ihre Mutter Israelin ist - alle vier Mordopfer wurden in der Nacht nach Israel geflogen und heute Vormittag in Jerusalem begraben. Die Särge begleitet hat auch der französische Außenminister Alain Juppé.

Entsetzen in Israel

Von Anfang an hatte der Mordanschlag vor der jüdischen Schule in Toulouse bei den Israelis beinahe so viele Emotionen ausgelöst, als wäre er in Israel passiert. Die vier Opfer wurden heute auf Wunsch ihrer Familien in Jerusalem begraben.

Der 30-jährige Rabbiner und Lehrer Jonathan Sandler war mit seinen zwei kleinen Söhnen Arieh und Gabriel erschossen worden, die Witwe und Mutter Eva Sandler war in der Nacht im Flugzeug mit den Särgen mitgeflogen, sie ist schwanger und hat noch eine zweijährige Tochter. Völlig gebrochen wirkte der Schuldirektor Yaacov Monsenego, der Vater der siebenjährigen Miriam, die der Mörder als letzte erschossen hatte.

Solidarität Frankreichs

Während die Polizei in Toulouse das Haus belagerte, in dem der mutmaßliche Täter verschanzt war, standen Tausende Menschen auf dem großen Jerusalemer Friedhof auf dem „Berg der Ruhe“ – darunter auch Angehörige der jüdischen Gemeinde in Frankreich und viele aus Frankreich stammende Israelis, die die Mordopfer zum Teil gekannt hatten.

Aus Frankreich angereist war auch Außenminister Alain Juppé, als Vertreter der französischen Regierung und des ganzen französischen Volkes, wie er sagte: „Ich bin auch gekommen, um die Solidarität Frankreichs mit dem israelischen Volk auszudrücken, das durch diese Tragödie aufgewühlt ist. In gewissem Sinn ist es das Blut unserer beiden Länder, das am Dienstag in der Schule Ozar Hatorah geflossen ist“.

Trauer und Schmerz

Beim Begräbnis sprachen unter anderen die beiden Oberrabbiner Israels, der Innenminister und Parlamentspräsident Reuven Rivlin: „In Toulouse und in Jerusalem, in New York und Buenos Aires stehen heute mit uns Juden aller Volksgruppen und Strömungen mit tiefem Schmerz im Herzen und Tränen in den Augen – sie stehen wieder vor stummen kleinen Leichen und kleinen Gräbern, stehen hier und in der Diaspora vor hasserfüllten Mördern, deren Hand ohne Unterscheidung und ohne Erbarmen Säuglinge und Kleinkinder abschlachtet, Väter und Söhne und kleine Mädchen“.

In aller Eile waren für Juppé auch Treffen mit israelischen Politikern arrangiert worden, in der Früh etwa mit Staatspräsident Schimon Peres. Frankreich werde alles tun, versicherte Juppé, um insbesondere seine Schulen zu schützen, damit eine solche Tat sich nicht wiederholen könne.