Leichte Entspannung der Beziehungen

Papst besucht Kuba

Nach seinem Besuch in Mexiko, der mit einem Gottesdienst vor Hunderttausenden Gläubigen in Leon zu Ende gegangen ist, trifft Papst Benedikt XVI. auf Kuba ein. Die Beziehungen zwischen der kommunistischen Führung des Inselstaates und dem Vatikan galten lange Zeit als schwierig, haben sich in den letzten Jahren jedoch entspannt.

Morgenjournal, 26.3.2012

Enttäuschte Hoffnungen

Anfang 1998 landete Papst Johann es Paul II in Havanna. Die offene Atmosphäre der Gespräche mit dem um sechs Jahre jüngeren Fidel Castro weckte Hoffnungen bei Oppositionellen, der polnische Papst könnte den Anstoß zur Demokratisierung der Insel geben. Diese Hoffnungen erfüllten sich nicht. Spätestens im März 2003 wurde durch die Verhaftung und Verurteilung von 75 Dissidenten klar, dass Fidel Castro einen friedlichen Wandel zur Demokratie nie zulassen würde.

Vermittlungsbemühungen

Inzwischen hat Bruder Raúl die Führung von Partei und Staat übernommen: Er wird Papst Benedikt am Montag in Santiago de Cuba empfangen. Das Verhältnis zwischen der Kirche und dem Regime hat sich seit dem letzten Papstbesuch verändert. Statt der Konfrontation, die die Unterstützung der Belange der Opposition und der Einsatz für die Menschenrechte mit sich brachten, setzt der kubanische Klerus auf Vermittlung.

Kleine Fortschritte

Der stillen diplomatischen Tätigkeit sei es zu verdanken, dass alle im "Schwarzen Frühling" 2003 inhaftierten Aktivisten freigekommen sind; die meisten leben heute in Spanien. Der Lohn für die Zurückhaltung sind Zugeständnisse des Regimes: Vor einem Jahr wurde in Anwesenheit von Raúl Castro das Priesterseminar San Carlos y San Ambrosio eröffnet, in dem 27 Priesteranwärter ausgebildet werden. Seit der kommunistischen Revolution ist es der erste Kirchenbau in Kuba. Leiter Jose Miguel Gonzalez spricht von Fortschritten, auch wenn der Staat Aktivitäten der Kirche im Bereich der Bildung und der Medien noch nicht zulässt.

Sorge um gutes Klima

Die Politik der kleinen Schritte, zeigt man sich im Umfeld von Kardinal Ortega in Havanna überzeugt, könne mehr erreichen, als eine offene Auseinandersetzung. Die überraschend vor Weihnachten angekündigte Amnestie für 3000 Häftlinge schreibt man päpstlicher Vermittlung zu. Weihbischof Juan de Dios: "Wenn wir mit dieser Initiative Erfolg hatten, können wir in Zukunft auch an neue Aufgaben denken." Das gute Klima wollte der Klerus nicht aufs Spiel setzen, als Menschenrechtsaktivisten vor einer Woche eine Kirche besetzten, um ein Treffen mit Benedikt zu erzwingen. Sie wurden der Polizei übergeben.

Auch die" Damen in Weiß" – jene Gruppe katholischer Frauen, die meist an Sonntagen für die Freilassung von Oppositionellen demonstrieren – haben vergeblich um eine Papst-Audienz während des zweitägigen Kubaaufenthalts gebeten.