Migranten helfen Migranten

Integration: Grüne begrüßen Kurz-Vorschlag

Die neue Initiative von Staatssekretär Kurz (ÖVP) zur besseren Integration von Migrationsfamilien, stößt bei den Grünen auf volle Zustimmung. Dabei sollen Migranten selbst Migranten helfen, indem sie bei Hausbesuchen Sprachhilfe leisten.

Mittagsjournal, 3.4.2012

Hausbesuche bei Migrantenfamilien, die sich mit der Einbindung in die österreichische Gesellschaft schwer tun. Und zwar durch erfolgreich integrierte Migranten, die den gleichen Hintergrund haben. Damit will Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) jene erreichen, die sonst kaum erreichbar sind. Ein Hausbesuchsprogramm, bei dem beispielsweise eine türkischstämmige Frau eine andere Frau mit türkischem Hintergrund regelmäßig besucht und mit ihr und deren kleinen Kindern ein spielerisches Vorschultraining auf Deutsch macht. 300.000 Euro sollen dafür in einer ersten Ausbaustufe ausgegeben werden.

Bei den Grünen stößt das vom ÖVP-Staatssekretär vorgestellte Vorhaben auf dezenten Applaus - denn eigentlich sei das Ganze ja ohnehin ein grünes Projekt.

Grüner Vorschlag angenommen

Ein Jahr Integrationsstaatsekretariat - die Integrationssprecherin der Grünen, Alev Korun, gibt die Sebastian Kurz heute auf einer Pressekonferenz die Note zwei bis drei - gut bis befriedigend also. Und die heute früh angekündigte Initiative war offenbar dazu angetan, die Note zu heben. Korun sagt zum Projekt Hausbesuche bei Migrantenfamilien, sie sei erfreut, dass einer ihrer Vorschläge aufgegriffen worden sei, direkt die Hilfe von Migranten in Anspruch zu nehmen.

300.000 Euro fürs Erste, bloß ein Tropfen auf den heißen Stein? Grün-Abgeordnete Alev Korun meint, es sei zwar kein großer Betrag, aber es sei gut, dass es gemacht werde.

Mehr Tempo bei Qualifikationen

Auch die Bemühungen des Staatssekretärs für eine bessere und schnellere Anerkennung im Ausland erworbener Zeugnisse und Qualifikationen, lobt Korun. Sie kritisiert allerdings den ÖVP-Slogan "Integration durch Leistung" - Leistung setze nämlich Chancengleichheit voraus, und die gebe es nicht. Immerhin sei laut einer OECD-Studie die Hälfte der Österreich-Zuwanderer unter ihrer Qualifikation beschäftigt.

Anonyme Bewerbungsverfahren

Der Vorschlag Koruns für den Anfang: Ministerien sollten ihre Bewerbungsverfahren insoweit anonymisieren, dass den Entscheidern bei der Einladung zum Bewerbungsgespräch der Name noch nicht bekannt sei dürfe. Damit wäre ein serbischer oder türkischer Nachname kein Hindernis.

Motivation statt Angstmache

Ganz generell kritisieren die Grünen weiterhin die österreichischen Fremdengesetze, die integrationsfeindlich und integrationsbehindernd seien. Die Auflage, binnen einer gewissen Frist ein bestimmte Sprachniveau zu erreichen, um im Land bleiben zu dürfen, schaffe eine Kultur der Angstmache, es brauche aber eine Kultur der Motivation, vor allem um Schichten mit weniger Bildung anzusprechen.

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