Kunstprojekt des Internetriesen

Drei Wiener Museen bei Google Art

Seit gut einem Jahr stellt der Internetkonzern Google weltberühmte Kunstwerke unterschiedlichster Stile und Schaffensperioden unter dem Namen "Art Project" online zur Verfügung. Seit dieser Woche sind auf der Plattform auch die Wiener Albertina, das Kunsthistorische Museum und das Museum Leopold mit ausgewählten Werken vertreten.

Kulturjournal, 05.04.2012

Robert Kopf

Mehr als 30.000 Kunstwerke aus gut 150 Museen aus aller Welt sind online abrufbar. Das sind die derzeitigen Eckdaten des stetig wachsenden "Art Projects" des Internetgiganten Google. Die Idee hinter der Kooperation von Museen und dem Konzern ist einfach: Google darf sich einen enormen Werbewert durch die Nähe zu weltbekannten Museen erwarten. Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina, erwartet sich Vorteile gerade für Kunstwerke, die sonst aus konservatorischen Gründen oder aus Platzmangel nur äußerst selten gezeigt werden können.

Dem schließt sich auch Peter Weinhäupl vom Leopold Museum an. Viele Skizzen und Blätter der umfangreichen Schiele-Sammlung lägen die meiste Zeit im Depot. Das "Art Project" eröffne hier gute Möglichkeiten, das umfangreiche Werk Schieles der Öffentlichkeit dauerhaft zu präsentieren. Die Arbeiten können durchsucht und mit enorm hoher, detailgetreuer Auflösung betrachtet werden.

Kunstwerke für alle

Der Google-Konzern, der mit Werbeeinnahmen sein Hauptgeschäft macht, steht bei Kritikern unter Generalverdacht, das geistige und kulturelle Erbe der Menschheit zu Geld machen zu wollen. Die Internetseite des "Art Projects" ist - zumindest bislang - allerdings völlig werbefrei. Stefan Tweraser, Country Director von Google Österreich, Deutschland und der Schweiz, betont, dass die Teilnahme für die Museen mit keinerlei Kosten verbunden sei. Einziger Zweck der Plattform sei es, Kunstwerke allgemein zugänglich zu machen.

Paul Frey, kaufmännischer Direktor des Kunsthistorischen Museums, sieht die technischen Möglichkeiten dennoch hauptsächlich als Vorbereitung für den realen Museumsbesuch.

Etwas mehr als ein Jahr nach Start des Google Art Projects sind nun also auch drei heimische Kunstinstitutionen online besuchbar. Von deren Direktoren gibt es hohe Erwartungen, viel Lob und wenig Kritik. Wie sich der Dienst entwickelt und welchen Effekt er auf die teilnehmenden Museen haben wird, ist noch nicht abzuschätzen.

Textfassung: Ruth Halle

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