Professioneller als zugegeben
Wahlhilfe von Carla und Valérie
Der französische Präsidentschaftswahlkampf geht in die letzte Runde: Nicolas Sarkozy und sein sozialistischer Herausforderer Francois Hollande haben weibliche Hilfe. Sarkozys Ehefrau Carla Bruni oder Hollandes Lebensgefährtin Valérie Trierweiler unterstützen ihre Partner tatkräftiger als sie zugeben.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14.4.2012
Katharina Wagner und Lucien Giordani
Erwartete Rollenbilder
Das singende Supermodel und die strenge Politikjournalistin - unterschiedlicher könnten die Frauen die hinter Nicolas Sarkozy und Francois Hollande stehen, kaum sein. Die derzeitige "première dame" Carla Bruni ist Spross einer italienischen Industriellenfamilie. Ihre Kontrahentin Valerie Trierweiler, ist das fünfte von sechs Kindern einer sozial eher schwachen Familie aus dem Westen Frankreichs. Trotz der Unterschiede, haben die Frauen doch eines gemeinsam: Sie definieren das menschliche Bild der beiden Spitzenkandidaten und verkörpern die vom Wähler erwarteten Rollenbilder - die eine das der Konservativen, die andere das der Sozialisten.
Ehefrau, Mutter, Managerin
Im Fall von Noch-Präsidentengattin Carla Bruni bedeutet das, die Rolle der unterstützenden Ehefrau und Mutter zu mimen. Sie kümmert sich im Elysee Palast um die gemeinsame Tochter Guila. Und in einem Interview meinte Carla Bruni vor kurzem gegenüber der französischen Wochenzeitung "Nouvel Observateur", sie sei ohnehin der unpolitischste Mensch überhaupt. Für ihre sozialistisches Pendant Valerie Trierweiler gilt das nicht. Ihre politischen Fernsehsendungen hat die Journalistin ihrem Lebensgefährten Francois Hollande zuliebe aufgegeben. Trierweiler hat dafür einen Platz in Hollandes Wahlkampfzentrale gefunden. Von dort aus beantwortet sie aber sonst angeblich nur Briefe, die einige Franzosen an die potentielle First Lady schreiben.
Professionelle Hilfe
Die französische Politologin Armelle Le Bras-Chopard hat ein Buch über die Rolle der Politikerfrauen geschrieben. Sie schätzt die Rolle der Frauen im Wahlkampf erheblich höher ein als die Frauen selbst: "Valérie Trierweiler hat ein Büro im Wahlkampfzentrum von Francois Hollande. Und er selbst sagt, dass ihre Meinung in seiner Präsidentschaftskampagne wichtig und nützlich sind. Dadurch unterstützt sie ihn nicht nur mit ihrer Präsenz als Lebensgefährtin sondern auch mit ihrer professionellen Meinung im Wahlkampf. Carla Bruni hat zwar kein Büro im Wahlkampfzentrum Nicolas Sarkozys, aber spielt trotzdem eine wichtige Rolle für ihren Mann. Ein wichtiger Aspekt ist ihr Adressbuch und ihre Kontakte zum Showbiz. Außerdem organisiert sie Treffen mit meist gutbürgerlichen Frauen. Und dort verkauft sie ein Produkt. Aber dieses Produkt heißt nicht Tupperware, sondern Nicolas Sarkozy.“
Unabhängigkeit wichtig
Sollte Francois Hollande die Präsidentschaftswahl gewinnen, wird sich die 47-jährige Valerie Trierweiler nicht mit der Rolle der fürsorgenden premiere dame zufrieden geben. Denn, so Trierweiler in einem Interview mit der Tageszeitung "Liberation", die Linke habe schon immer Wert auf die Unabhängigkeit der Frau gelegt. Und Präsidentschaftsgattin hin oder her: Sie müsse schließlich Geld verdienen, um ihre drei Kinder großzuziehen.