Sarkozy greift Thema auf

Nach Toulouse nahtlos wieder Wahlkampf

Die Jagd nach dem Serienattentäter von Toulouse hat ganz Frankreich vier Tage lang in Atem gehalten und das Land ist nach wie vor schockiert. Dennoch haben die Politiker, auch Präsident Sarkozy, kaum dass in Toulouse die letzten Schüsse gefallen waren, fast nahtlos den Präsidentschaftswahlkampf wieder aufgenommen.

Morgenjournal, 23.3.2012

Sarkozy im Wahlkampf

"Diese Verbrechen sind Verbrechen eines Monsters und eines Fanatikers", so Nicolas Sarkozy am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Straßburg - nur sechs Stunden nach dem Ende des Dramas von Toulouse, und er fügte hinzu: "Frankreich trägt keine Schuld , denn es herrscht in unserem Land kein Klima, das solche Verbrechen erklären könnte." Ja diese Verbrechen überhaupt erklären zu wollen, sei ein moralischer Fehler, so Sarkozy.

Zuvor, noch im Elysee, hatte der Präsident in einer kurzen Rede an die Nation auch schon Wahlkampftöne anklingen lassen und als Konsequenz von Toulouse Gesetze angekündigt, die zum Beispiel regelmäßiges Surfen auf radikalislamistischen Webseiten unter Strafe stellen sollen. In der Wahlkampfrede forderte er Gefängnisstrafen für diejenigen, die sich der Verherrlichung des Terrorismus schuldig machen.

Panne der Ermittler?

Zur Wahlkampfpolemik geriet unmittelbar auch die Frage, wie es möglich war, dass der 23-jährige Täter nach zwei Afghanistanaufenthalten vom Inlandsgeheimdienst zwar überwacht wurde, trotzdem aber ein Waffenarsenal anhäufen und die schrecklichen Taten begehen konnte. Selbst Sarkozys Außenminister Juppé sprach von einer Panne, über die man sich Klarheit verschaffen müsse.

Kinophantasien übertroffen

Frankreich erwacht Freitagfrüh unter anderem mit dem Schrecken über den Grad der Gewaltbereitschaft und den Zynismus des Täters, der alle seine - man darf sagen - Hinrichtungen mit einer Kamera gefilmt hatte, wie der zuständige Staatsanwalt berichtet: "Man sieht etwa in einer extrem gewaltsamen Szene wie er die Falschirmjäger in Montauban ermordet, auf dem Motorroller davonrast und 'Allah Akbar' ruft."

Und so mancher Kinoliebhaber in Frankreich reibt sich dieser Tage die Augen: Die Realität von Toulouse und der Werdegang des Mohamed Merah übertrifft noch die Fiktion eines Films, der erst vor fünf Wochen in die Kinos gekommen war und die Geschichte erzählt, wie ein Kleinkrimineller aus einem französischen Vorstadtghetto zum radikalen Islamisten mutiert. Der Titel des Films: "La desintégration".