Attentäter will sich nicht ergeben
Toulouse: Polizei setzt auf Zermürbungstaktik
Im französischen Toulouse ist der mutmaßliche Serienmörder, der 23-jährige Mohammed Merah , fast 30 Stunden nach Beginn des Polizeieinsatzes weiterhin in seiner Wohnung verschanzt. Die Polizei und die Spezialeinheiten, haben sich offensichtlich für eine Zermürbungstaktik entschieden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 22.3.2012
Aus Toulouse,
Strom, Gas, Wasser gekappt
Erst seit einer guten Stunde, seit Sonnenaufgang, kann man in dem von hunderten Polizeikräften abgeriegelten Viertel in Toulouse, in dem der mutmaßliche Serienmörder verschanzt ist, wieder etwas sehen. Seit gestern 21 Uhr waren die umliegenden Straßenzüge in tiefes Dunkel gehüllt, zusätzlich hat man Gas und Wasser abgestellt, der Beginn einer Strategie, mit dem man den 23 Mohammed Merah zum Aufgeben zwingen will. Als weiteres Mittel der psychologischen Kriegsführung haben die Spezialeinheiten in der Nacht ein halbes Dutzend Sprengsätze gezündet, um den mutmaßlichen Serienmördern zu destabilisieren.
Lebend fassen
Das oberste Gebot - und der Innenminister hat dies in der Nacht noch einmal gesagt – lautet: der Verdächtige muss lebend gefasst werden. Nicht nur weil man sich so über sein Umfeld weitere Erkenntnisse erhofft, sondern auch, so der Islam- und Vorstadtforscher, Gilles Keppel: Diese Strategie hat vor allem das Ziel, das ganz besonders wichtig ist, nämlich den Mann der Justiz zu übergeben . Das ist grundlegend. Die wichtigste Verteidigung einer Demokratie in diesem Fall ist ein mustergültiger Prozess, der auch andere davon abhalten könnte, einen ähnlichen Weg einzuschlagen und die ganze Niederträchtigkeit der Tat zeigen kann.
Passendes Terrorprofil
Mohammed Merah, dessen Foto heute die meisten Titelseiten der Morgenzeitungen füllt und der darauf aussieht, wie ein x – beliebiger französischer Jugendlicher, hat offensichtlich das Profil, das Frankreichs Terrorspezialisten seit Jahren am meisten fürchten: das eines Kleinkriminellen aus den Vorstadtghettos, der sich zum radikalen Salafisten gewandelt hat, in Afghanistan ausgebildet wurde und nach seiner Rückkehr als Einzelgänger agiert.
Sarkozy holt auf
Die nationale Tragödie der letzten 3 Tage hat heute Morgen auch erstmals seinen Niederschlag in einer Meinungsumfrage für die Präsidentschaftswahlen gefunden: Nicolas Sarkozy legt um 2 Punkte zu und führt mit 30 Prozent vor dem Sozialisten Francois Hollande mit 28.