Weltmarktführerschaft angepeilt
Chinesen werden e-mobil
Elektrofahrzeuge brauchen Lithium-Ionen-Batterien. Laut Studie der deutschen Unternehmensberater von Roland Berger werden wenige Unternehmen den Weltmarkt der Akkuproduktion beherrschen. Und sie sitzen nicht in Europa: China, der größte Automarkt der Welt, setzt auf Elektrofahrzeuge. Bis 2020 sollen fünf Millionen Elektroautos auf Chinas Straßen unterwegs sein.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 5.5.2012
Jörg Winter berichtet aus Peking.
Eine Million E-Autos jährlich
Geht es um Mobilität, dann ist China ein Spätstarter. Doch ist man mittlerweile zum größten Automarkt der Welt aufgestiegen. Mehr als 18 Millionen Fahrzeuge wurden allein im vergangenen Jahr verkauft, bis 2020 sollen es 30 Millionen sein. Der Großteil sind Pkws mit Verbrennungsmotoren. Doch will China in diesem Zeitraum auch zum Weltmarktführer für Elektroautos aufsteigen. Chinas Politiker haben Entwicklung und Forschung im Bereich leistungsfähiger Akkus und Elektrofahrzeuge höchste Priorität eingeräumt. Bis 2020 sollen jährlich eine Million Elektro-Autos in China produziert werden.
Kooperation mit Daimler
Der Name des chinesischen Autobauers BYD ("Build Your Dream") ist Programm. In nur einem Jahrzehnt hat es BYD bereits geschafft, zum Weltmarktführer für Handy- und Laptop-Batterien aufzusteigen. Und Nummer eins will man auch in der Autoproduktion werden, zunächst bei Elektrofahrzeugen. Die Partnerschaft mit dem deutschen Autokonzern Daimler soll weiteres Knowhow nach China bringen. Ein gemeinsam entwickeltes Elektrofahrzeug wird dieser bei der großen internationalen Automesse in Peking erstmals vorgestellt und soll noch heuer in China in Massenproduktion gehen.
Mittel gegen Smog
25 Städte hat die Regierung in Peking als Experimentierfeld für Elektroautos bestimmt, darunter die Hauptstadt selbst oder auch die größte Stadt des Landes, Shanghai. Um die Smogprobleme in Peking in den Griff zu bekommen wird überlegt, ab 2020 das Stadtzentrum nur mehr für Elektrofahrzeuge zu öffnen. Schon heute werden Nummerntafeln per Lotterie verlost. So hat man die Zahl der Neuzulassungen deutlich beschränkt. Wer hingegen ein Elektrofahrzeug anmeldet bekommt sofort eine Nummerntafel und einen staatlichen Zuschuss in der Höhe von umgerechnet gut 1000 Euro.
Netz von Ladestationen
Trotzdem sind die Erfolge dieser Politik noch bescheiden, erzählt Zhou Li Xuan von einer Pekinger Denkfabrik, die sich mit Elektromobilität beschäftigt. "Die in Peking gesetzten Maßnahmen haben derzeit noch geringe Auswirkungen. Die Kosten für Elektroautos sind zu hoch, sie kosten oft zwei bis drei Mal so viel wie ein normales Fahrzeug." Und es gibt auch noch immer viel zu wenig Elektrotankstellen. Doch auch da will Chinas Regierung mit ehrgeizigen Plänen Abhilfe schaffen. Bis 2015 sollen gut 6000 E-Tankstellen landesweit errichtet werden. Parallel dazu wollen die beiden staatlichen chinesischen Ölkonzerne ihre traditionellen Tankstellen mit Aufladestationen für Elektroautomobile ausrüsten.
Warnung vor der Elektrowelle
Doch noch beschränkt sich der Wachstumsboom des chinesischen Automarktes fast ausschließlich auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Volkswagen lukriert in China bereits knapp ein Drittel seines Umsatzes. Für deutsche Autobauer ist das Land derzeit eine wahre Goldgrube. Doch warnen Branchenkenner, dass Europas Autobauer in Asien rasch den Anschluss versäumen könnten, wenn die Elektrowelle erst einmal richtig ins Rollen kommt.