Wahlkampf für Stichwahl läuft an
Sieg Hollandes keineswegs gewiss
Nach dem ersten Durchgang im französischen Präsidentschaftswahlkampf nehmen die beiden Finalisten schon am Nachmittag den Wahlkampf wieder auf - für die Stichwahl am 6. Mai. Niemand in Frankreich will völlig ausschließen, dass es Nicolas Sarkozy gegen Francois Hollande doch noch schaffen könnte.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.4.2012
Aus Paris berichtet Hans Woller.
Den Linken fehlen drei Prozent
Hollande siegte im ersten Wahldurchgang mit 28,6 Prozent der Stimmen vor Sarkozy mit 27,1 Prozent. 18 Prozent gingen an Marine Le Pen von der Nationalen Front, 11,1 Prozent an den Linken Jean-Luc Melenchon und 9,1 Prozent an den Zentrumspolitiker Francois Bayrou. Zwar prophezeien die ersten, noch am Wahlabend gemachten Meinungsumfragen für den zweiten Durchgang dem sozialistischen Kandidaten einen Sieg mit 54 bis 56 Prozent der Stimmen. Aber Francois Hollande weiß sehr wohl , dass es in der Realität am Ende doch noch eng werden könnte. Dem linken Lager insgesamt fehlten am Sonntagabend zwei bis drei Prozent, um wirklich beruhigt in die zweite Runde gehen zu können.
Aufgesplittertes rechtes Lager
Nicolas Sarkozy hat auf den ersten Blick größere Wählerreserven. Allerdings steht ihm die Aufgabe bevor, zugleich die Wähler der extremen Rechten als auch jene des Zentrumspolitikers Francois Bayrou von der "Mouvement Democrate" (MoDem) anzuziehen. Dazu kommt, dass Marine Le Pen nach Angaben ihres Wahlkampfleiters Florian Philippot Chefin der französischen Opposition werden will. Sie wird aller Voraussicht nach keine Wahlempfehlung für den zweiten Durchgang am 6. Mai geben. Auch Bayrou hat bisher keine Wahlempfehlung abgegeben.
Linke mit Schwächen
Für Hollande scheinen die Dinge hingegen klar zu sein. Der Linksaußen Jean-Luc Melenchon von der "Linksfront hat sich bereits unmissverständlich für eine Stimmabgabe zugunsten des Sozialisten ausgesprochen. Auch die Grünen-Kandidatin Eva Joly ("Europe Ecologie Les Verts"/EELV), die es auf 2,2 Prozent der Stimmen brachte, rief ebenfalls dazu auf, für Hollande zu stimmen. Fraglich ist, ob das für die Mehrheit am 6. Mai reichen wird. (Text: APA, Red.)
Eva Twaroch aus Paris über die Hintergründe des rechtsextremen Erfolgskurses.
Le Pen jubelt
Bei der Nationalen Front herrscht jedenfalls Feierstimmung. Zwar hat es Parteichefin Marine Le Pen nicht in die Stichwahl geschafft wie einst ihr Vater, aber die 18 Prozent an Stimmen waren viel mehr als laut Umfragen erwartet. Jetzt spüren die Rechtsradikalen Rückenwind auch für die bevorstehenden Parlamentswahlen.