Boykott wegen Julia Timoschenko
Auch Österreichs Politiker bleiben EM fern
In Deutschland wird wegen der Vorgänge um die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin, Julia Timoschenko, ein Boykott der Fußball-EM in der Ukraine erwogen. Das Problem hat Österreich nicht - mangels fußballerischer Qualifikation - aber Politiker suchen bereits ihre Begründungen, warum sie geplante oder bereits vereinbarte Reisen in die Ukraine absagen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.4.2012
Der Protest und Hungerstreik der in der Ukraine inhaftierten Politikerin Julia Timoschenko hat als ersten europäischen Politiker den Bundespräsidenten Deutschlands Joachim Gaugg zur Absage seines Besuchs in der Ukraine bewogen - diskutiert wird in Deutschland mittlerweile, ob und wenn wie die Fußball-Europameisterschaft als Prestigeveranstaltung des Landes boykottiert werden könnte.
Faymann fährt nicht
Aus dem Bundeskanzleramt in Wien heißt es heute: die Ereignisse rund um die Inhaftierung der ehemaligen Ministerpräsidentin Timoschenko würden mit großer Sorge beobachtet. Die Ukraine habe die Pflicht, den Anschuldigungen bezüglich Folter unverzüglich nachzugehen. Bundeskanzler Faymann (SPÖ) werde nicht zur Europameisterschaft reisen.
Spindelegger: Europäische Werte nicht respektiert
Auch Außenminister und Vizekanzler Michael Spindelegger wird nicht hinfahren: Der Umgang mit Timoschenko werfe einen Schatten auf die rechtsstaatlichen Verhältnisse dort. Es dürfe nicht überraschen, wenn es eine Reaktion gebe, wenn in der Ukraine gemeinsame europäische Werte nicht respektiert würden.
Darabos: Keine Reise geplant
Sportminister Norbert Darabos (SPÖ) wird der Veranstaltung ebenfalls fernbleiben: das sei einerseits auch nie geplant gewesen, schließlich nehme Österreich nicht teil. Der Minister würde aber derzeit auch nicht in die Ukraine reisen, wenn es einen Grund gäbe.
Sportsprecher nahezu einer Meinung
Ähnlich die Sportsprecher der Parlamentsparteien. Hermann Krist von den Sozialdemokraten sagt, man wisse schon länger, dass Einiges nicht in Ordnung sei. Wäre er eingeladen, würde er nicht hinfahren.
Johannes Schmuckenschlager von der Volkspartei würde auch nicht fahren. Die Ukraine würde in eine Zeit zurückgeworfen, die man für überwunden geglaubt habe mit dem Kommunismus und dem Fall des Eisernen Vorhangs.
Bei Freiheitlichen war zu dem Thema niemand erreichbar. Für das BZÖ sagt Peter Westenthaler er finde es richtig, nicht zur EM zu fahren. Wie dort mit Frau Timoschenko umgegangen wäre und einer Öffentlichkeit ein falsches Bild vorgegaukelt werde, sei nicht zu akzeptieren.
Alexander van der Bellen, der außenpolitische Sprecher der Grünen, sieht einen EM-Boykott zwiespältig: entweder man fahre nicht hin und begründe das im Vorfeld, oder man fahre hin und sage seine Meinung unmissverständlich in Pressekonferenzen. Der Erfolg sei immer offen.
Fischer sagt aus terminlichen Gründen ab
In der Präsidentschaftskanzlei will man die Absage der Einladung zur Europameisterschaft übrigens nicht als politisches Signal verstanden wissen: der Bundespräsident habe schon vor drei Wochen abgesagt, aus terminlichen Gründen abgesagt.