Plattenvertrag war gestern
Musikbranche im Wandel
Die Musikbranche ist im Umbruch. Internet und Downloads machen den klassischen Vertrag mit einer Plattenfirma nicht mehr zwingend notwendig. Viele Stars führen das täglich bereits vor. Auch der österreichische Markt ist da keine Ausnahme.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 2.5.2012
Als Leistungsschau der österreichischen Musikwirtschaft bezeichnen einige die Verleihung der Amadeus Austrian Music Awards, die am Dienstag im Wiener Volkstheater über die Bühne gegangen ist. Es ist aber für manche Musikerinnen und Musiker ein langer und steiniger Weg bis man für seine musikalische Leistung überhaupt ausgezeichnet wird. Ein entscheidender Schritt dabei ist ein Vertrag mit einer Plattenfirma. Früher hat daran kein Weg vorbeigeführt. Heute gibt es zahllose Möglichkeiten sich selbst zu vermarkten - einige der ganz großen Stars wie die britische Band Radiohead haben das erfolgreich vorgeführt. Da stellt sich heutzutage die Frage: Ist ein Vertrag bei einem großen etablierten Musiklabel wie universal oder sony noch sinnvoll oder wählt man doch lieber die Eigenvermarktung?
Unabhängig mit eigenem Label
Die Liebe zur Musik geht nicht durch den Magen sondern durch die Seele - so ähnlich wird sich das wohl Hanibal Scheutz gedacht haben, als er 2009 sein Musiklabel gegründet hat. Das trägt den Namen "Viennese Soulfood Records" - also in etwa Wiener Schmankerl für die Seele. Hier veröffentlichen er und seine vier Bandkollegen der 5/8erl in Ehr'n ihre Alben. Mittlerweile sind es drei. Und fürs jüngste haben sie gestern einen Amadeus Award bekommen.
Es war eine sehr bewusste Entscheidung, keinen Vertrag bei einer großen Musikfirma zu unterschreiben, betont Scheutz: natürlich überlege man das, aber es sei dann wichtig gewesen, dass niemand dreinredet, wie bei großen Labels. Auch im künstlerischen Bereich wollte die Band unabhängig sein.
Leichter Anfang, schwieriger Alltag
Ein eigenes Label ist hierzulande schnell gegründet: 100 Euro kostet die Erstanmeldung bei der Leistungs-Schutzgesellschaft. Dann geht die Arbeit aber erst los - und dafür braucht man Geld: Album aufnehmen, Studio bezahlen, Tontechnik. Dann lässt man CDs pressen, muss mit Vertriebs-Partnern verhandeln, etc. als Independant-Band sei es anfangs schwierig. Wenn man aber viel live spiele, komme einiges rein.
Durch die CD-Verkäufe kommt auch Geld herein, allerdings nur 2, 3 Euro pro Stück. Mittlerweile können die 5/8erl davon leben. Und sich auch jemanden leisten, der zumindest die Werbung für das neue Album übernimmt. Denn bei all der Arbeit, bleibt sonst nicht mehr viel Zeit sich der Musik zu widmen.
Oder doch Vertrag mit großem Haus?
Das war einer der Gründe, warum Violetta Parisini einen Vertrag bei universal records unterschrieben hat, mittlerweile hat sie ihr zweites Album dort veröffentlicht. Dabei war die Arbeitsteilung für die Musikerin und Sängerin ausschlaggebend, siehe Infrastruktur, die das Musikmachen behindert. Und das war ihr sehr wichtig. Bei ihrem Vertrag hat Parisini auf künstlerische Freiheit gepocht.
Ob großes oder kleines Musik-Label: Beide haben Vor- und Nachteile, eine Erfolgsgarantie gibt es weder da noch dort. Und am Ende zählt wie immer auch der Geschmack.