Schwierige Regierungssuche

Bald wieder Neuwahl in Griechenland?

Die traditionellen Regierungsparteien, die konservative Nea Dimokratia und die sozialdemokratische PASOK sind zusammen auf nur rund 32 Prozent der Stimmen geschrumpft. Knapp 60 Prozent der Stimmen gingen an Parteien, die den Sparkurs der bisherigen Regierung ablehnen. Jetzt steht die schwierige Suche nach einer regierungsfähigen Koalition bevor. Viele rechnen mit baldigen Neuwahlen.

Mittagsjournal, 7.5.2012

Politisches System verschoben

Die Griechen hätten mit dieser Wahl ihre Politiker bestraft, sagt Kostas Panagopulos vom griechischen Meinungsforschungsinstitut EIKO. Fast 60 Prozent haben am Sonntag anders gewählt als noch vor zweieinhalb Jahren. Vor allem die beiden ehemaligen Großparteien Nea Dimokratia und PASOK seien in dieser Form nicht mehr erwünscht. Auch die Grenze innerhalb des politischen Systems Griechenland habe sich verändert, so Panagopulus. Statt rechts oder links wähle man nun für oder gegen das Sparen. Deshalb gebe es nun Sozialdemokraten, die für die Rechtsradikalen stimmen und Konservative, die die Linken wählen. Das sei ein neues politisches Umfeld.

"Sehr bald" Neuwahlen

Diese neue Landschaft sei aber noch verschwommen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen alten Parteien und neuen Kräften hält Papadopulos für utopisch. Er hält es für sehr unwahrscheinlich, dass diese Parteien eine neue Regierung bilden können. Und er rechnet damit, dass es "sehr bald" wieder Neuwahlen geben werde.

Linke Perspektiven

Neuwahlen seien unvermeidlich, sagt auch der griechische Journalist Kostas Algiros. Jeder hoffe, aus einem weiteren Wahlgang gestärkt hervorzugehen. Die Griechen wollten jedenfalls Parteien, die zusammenarbeiten. Eine realistische Perspektive haben in seinen Augen die linksgerichteten Parteien. Denn die konservative Nea Dimokratia könne und wolle nicht mit Rechtsradikalen kooperieren. Sollten aber die Linken regieren, dann sieht Algiros das griechische Sparprogramm in Gefahr. Wie viele Griechen erwartet auch er sich von der EU jetzt ein Entgegenkommen. Europa müsse verstehen, dass diese Politik des Schrumpfens so nicht weitergehen kann. Das Land brauche Wachstum und Investitionen.