Frauenorganisationen zeigen auf
Migrantinnen besonders benachteiligt
Junge Migrantinnen sind von Gewalt in der Familie besonders stark betroffen - und sie können sich besonders schlecht dagegen wehren. Es gibt zwar Maßnahmen gegen Gewalt in der Familie, doch gerade besonders schwachen und zugleich besonders gefährdeten Personen in der Gesellschaft helfen diese Maßnahmen kaum. Zu diesem Schluss kommt das Forum "Frauenrechte jetzt".
9. April 2017, 17:51
Mittagsjournal, 9.5.2012
Kaum Verbesserung
"Frauenrechte jetzt" ist die Vereinigung mehrerer Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Gleichstellung von Frauen einsetzen. Ihre Kritik: Vor 30 Jahren habe Österreich die UN-Konvention zur Beseitigung von Frauendiskriminierung unterschrieben - die tatsächliche Situation von Frauen habe sich seitdem jedoch kaum verbessert.
Angst vor Abschiebung
Junge Migrantinnen wendeten sich oft nicht an die Polizei, weil sie Angst haben, dass sie dann abgeschoben werden. Und diese Sorge sei nicht unberechtigt, sagt Cansel Demirdelen von der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie. Es gebe fremdenrechtliche Benachteiligungen für Migrantinnen, die von Gewalt betroffen seien. Hier sollte man die gesetzlichen Voraussetzungen ändern, sagt Demirdelen. Auch müsste der Schutz von Frauen insgesamt verbessert werden, so Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser. Denn die Behörden würden bisweilen erst aktiv, wenn es zu spät sei. Das zeige die aktuelle Stellungnahme des Komitees der Vereinten Nationen zur Beseitigung von Frauendiskriminierung (CEDAW) zu zwei konkreten Mordfällen.
Zu milde Strafen
Außerdem würden etwa in Fällen von nachgewiesener häuslicher Gewalt zu selten Untersuchungshaften verhängt, sagt Rösslhumer. Und selbst wenn Betretungsverbote ausgesprochen werden, gebe es praktisch keine Konsequenzen für die Männer, wenn sie diese Verbote nicht einhalten. Was insgesamt fehle, sei ein nationaler Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen in Österreich. Für die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt gibt es einen solchen Plan bereits, jedoch sei noch bei weitem nicht alles umgesetzt, was in diesem Plan vorgesehen sei, sagt Sybille Pirklbauer von der Arbeiterkammer Wien. Bei vergleichbaren Tätigkeiten betrage der Einkommensunterschied bei Pflichtschulabsolventen rund zwei Euro pro Stunde. Je höher die Bildung, desto höher wird offenbar der Gehaltsunterschied: Hochschulabsolventinnen verdienen um sechs Euro pro Stunde weniger als Männer mit gleicher Ausbildung. Gleichzeitig sind mehr Frauen nur noch geringfügig beschäftigt und verdienen maximal 374 Euro pro Monat. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung Europas sei zu befürchten, dass Frauen und Menschenrechte zunehmend von finanziellen Erfordernissen verdrängt werden, so die Kritik des Forums für Frauenrechte in Österreich.
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