Journalismus: Distanz statt "Verhaberung"

8. April 2017, 21:58

Objektive Information für mündige Bürger

Exzellente Vorbereitung, erstklassige Recherche und journalistische Beharrlichkeit - mit diesen Worten lobt die Fachjury den ORF-Journalisten. Welch vorzüglicher Radiojournalist Peter Daser sei, das habe er in den vergangenen Monaten unter anderem durch seine profunde Berichterstattung aus dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss bewiesen, so die Jury. Peter Daser betont in seiner Dankesrede, dass es die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei, objektiv zu informieren: "Denn informierte Bürger sind mündige Bürger. Dabei ist es nicht die Sache der Reporter, das zu beurteilen. Wir berichten nur, was da stattfindet. Beurteilen, so hoffen wir, können das die Hörer dann selbst."

Distanz zu Informanten

Eine Bedingung für Objektivität sei die Unabhängigkeit von Einflüssen. Jeder einzelne Journalist solle Distanz zu jenen halten, über die er berichtet: " Es ist wichtig, dass man eine gute Gesprächsbasis hat, aber das, was in unserer Branche gern als Kontakt oder Informantenpflege umschrieben wird, das kann man auch einfach als 'Verhabern' sehen."

Unabhängigkeit - auch finanziell

Der ORF müsse als Ganzes unabhängig sein. Jetzt gebe es dafür eine Chance, wenn an einer ORF-Reform gearbeitet werde und diese zu guten Ergebnissen kommt, so Peter Daser: "Natürlich muss eine Gesetzesänderung auch anachronistische Regeln reparieren, zum Beispiel dass der ORF nicht jedes Jahr betteln gehen muss, wenigstens einen Teil der Gebühren ersetzt zu bekommen. Dabei ist schon klar: Der ORF muss sparen. Das geschieht seit Jahren. Aber das hat Folgen. Denn weniger Geld, das heißt in unserer Branche weniger Leute. Weniger Leute, das heißt weniger Zeit fürs Recherchieren, weniger Zeit fürs Nachdenken. Und es stellt sich die Frage, ob das manchen von jenen, die diese Gesetze machen, die dann den ORF in diese Situation gebracht haben, dass denen das vielleicht ganz recht ist."

Am Ende seien es aber nicht das Geld und Gesetze, die eine gute Redaktion ausmachen. Am Ende seien es die Menschen, die darin arbeiten: "Ich persönlich habe da sehr großes Glück. Die Radioinformation des ORF ist eine ganz hervorragende Redaktion. Ich geh' da jeden Tag gern hin."

Ethische Richtlinien für die Medienbranche

In der Hofburg ist am Abend auch "Standard"-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid ausgezeichnet worden. Auch sie hat in ihrer Dankesrede von Österreich als einem Land der "Freunderln" und "Haberer" gesprochen und klare ethische Richtlinien für die Medienbranche eingefordert. Beide von der Journalistengewerkschaft verliehenen Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von 7.500 Euro dotiert.

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