Gedanken zum illustrierten Fernweh

Willy Puchners Welt der Farben

Willy Puchner, seines Zeichens Fotograf, Reisender, Zeichner und Autor, ist seit vielen Jahren auf allen Kontinenten dieser Erde unterwegs. Bekannt wurde er durch ein ungewöhnliches Projekt: Mit seinen beiden Kunststoff-Pinguinen Joe und Sally ging er auf fotografische Weltreise. Viele weitere Reisen folgten.

"Jeden Tag erschaffe ich mir eine kleine Welt. Ich entwerfe Briefmarken, erfinde Farben, sammle Materialien und erzähle Geschichten. In meiner kleinen Welt fühle ich mich gegenwärtig und beschützt. Sie schafft Leidenschaft, erheitert und tröstet mich", sagt Willy Puchner, der am 8.Mai für sein Buch "Willy Puchner Welt der Farben" mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuch-Preis 2012 ausgezeichnet wurde.

In diesem außergewöhnlichen Reise-Bilderbuch, an welchem durchaus auch Erwachsene ihre Freude haben werden, verknüpft er lose Gedanken, Zitate und Sprechblasen zu farbenfrohen, detailreichen Bildtafeln voll überraschender Darstellungen und Optiken, kreiert neue Tiere (wie das Erdferkel oder den Lesefisch), lenkt das Auge auf die Eisspuren allerlei Vögel, und benennt die Farben neu: Barsch-Rot unter Wasser, Fidschi-Blau, Adorno-Rot, Habermas-Blau, Pfifferling-Gelb im Wald, Flechten-Grün in der Antarktis, Kalahari-Braun in der Wüste.

"Angefangen hat alles mit dem Bild 'Die Farben des Meeres', und diese Bild hab ich der 'FAZ' angeboten als Illustration für das Reise-Feuilleton. Der Redakteur hat dann eine ganze Serie angeregt. Es folgte das Bild 'Die Farben des Waldes'. Das Konzept war so, dass immer Farben auftauchen, deren Namen es in Wirklichkeit nicht gibt." Wer Willy Puchner kennt, weiß, dass seine Phantasie schier grenzenlos ist und er nicht nur Farben erfindet, sondern auch neue Briefmarken kreiert, Vogelschwärme aus Tausenden winzigen Elementen zeichnet, fingierte Ansichtskarten schreibt und eine Liste der Jubeltage der Wiener für die nächsten hundert Jahre erstellt.

Eine reiche Quelle der Inspiration ist für den Fotografen, Autor und Zeichner seine rege Reisetätigkeit in Nah und Fern. Reisen nach Europa, Indien und zuletzt Afrika stehen den Ausflügen in die ganz nahe Umgebung gegenüber. Wohin er kommt, findet er Stoff für seine Reisetagebücher, die er Materialbücher nennt, fotografiert und sammelt Fundstücke.

Willy Puchner gelingt es, einen ganz neuen "fremden" Blick auf das Vertraute zu werfen. Ihm folgend muss der Betrachter seiner Bildtafeln schmunzeln, belustigt den Kopf schütteln und zwischendurch sehnsüchtig zum Himmel schauen, denn Willy Puchner Bücher sind auch "Seh-Schulen", sie schärfen die Wahrnehmung und das Bewusstsein für das ganz Große im Kleinen.

Auch die Nähe kann faszinierend sein, meint Willy Puchner: "Ich denke es hat mit Neugierde zu tun, aber auch damit, dass einem oftmals das scheinbar Vertraute auch fremd sein kann. Wenn es gelingt, das Vertraute nicht immer als vertraut anzusehen, sondern es wie neu zu sehen, dann ist es gut. Da kann man sogar den Weg in die Arbeit neu sehen. Tatsächlich ist dieser Weg zur Arbeit auch immer wieder anders, man kommt in die unterschiedlichsten Situationen, begegnet anderen Menschen, das Licht ist anders... und so hat man einen anderen Blick auf das Vertraute. Es ist ein Wachsein, das zum, Tragen kommt. Und je wacher man ist, umso glücklicher kann man als Reisender sein!"

Service

Buch "Willy Puchners Welt der Farben", Residenz Verlag

Willy Puchner