"90-Jährige falsch beraten"
Anwalt erneuert Vorwürfe gegen Graf
Kein Ende der Diskussion um den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf von der FPÖ. Die 90-jährige Gertrud Meschar wirft Graf vor, ihr in einer Stiftung angelegtes Vermögen schlecht verwaltet zu haben - was dieser zurückweist. Jetzt meldet sich der Anwalt der Frau öffentlich zu Wort und erneuert und präzisiert die Vorwürfe.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 26.5.2012
Anwalt: Falsche Anlagestrategie
Rechtsanwalt Alexander Hofmann wirft Martin Graf vor, die Rentnerin mit der Übertragung ihres Vermögens in eine Stiftung schlecht beraten zu haben: "Die Frau Meschar hätte ihre Nachlassplanung viel sparsamer und kostenbewusster dadurch regeln können, dass sie einfach ein Testament errichtet und eine Vorsorgevollmacht für den Fall, dass sie nicht mehr geschäftsfähig ist."
Anwalt Hofmann sagt, der Stiftungsvorstand habe mit dem Kauf eines Hausanteils angesichts des Alters der Stifterin und des vereinbarten Zwecks dieser Stiftung die falsche Anlagestrategie gewählt: "Was hat die 90-jährige Stifterin, die vielleicht noch drei, vier fünf Jahre zu leben hat, davon, dass ihre Liegenschaft einen Wertzuwachs hat, wenn sie in Wahrheit dringend Cash für ihre Sicherung des Lebensstandards, ihre Bedürfnisse nach einer gehobenen Lebensführung, Bedürfnisse einer Pflege in einer gehobenen Einrichtung etc. hat."
Werte in der Höhe von einer Million hat die Stifterin hingegeben, doch nur wenig laufende Zuwendungen dafür bekommen, nämlich rund 5.000 bis 6.000 Euro im Jahr, also 400 Euro im Monat, sagt Rechtsanwalt Hofmann.
Vorbeugende Neubestellung
Für die Stiftung wurde jetzt ein neuer Wirtschaftsprüfer bestellt, und zwar nicht auf Initiative des Gerichts, wie Anwalt Hofmann klarstellt, sondern auf Antrag des Stiftungsvorstandes. Der Hintergrund für diesen Antrag nach Meinung Hofmanns: "Die Anwälte des Herrn Graf sind der Abberufung des Stiftungsprüfers aufgrund der aufgezeigten Unregelmäßigkeiten durch einen ihrerseits eingebrachten Antrag zuvorgekommen."
Aussendung Grafs
Martin Graf schreibt in einer Presseaussendung, der Wechsel des Prüfers sei ein Routine-Akt, gemäß der Stiftungsurkunde. Der Anwalt der Stifterin sei einer ehemaliger Politiker des Liberalen Forums, der - so Graf mit kritischem Unterton - durch die anwaltliche Vertretung Geld verdiene. Graf erklärt die Stiftung mit den Motiven Steuerschonung und Schutz des Vermögens vor staatlichem Zugriff. Und, so Graf, die allfällige Pflege der Frau sei gesichert: Die Stiftung verfüge über liquide Mittel, anderseits könnten im Bedarfsfall auch Immobilien wieder verkauft werden.