Korruptionsvorwürfe überschatten neuen Terminal
Der Kriminalfall Skylink
In der ersten Juniwoche geht der Terminalbau Skylink am Flughafen Wien-Schwechat in Betrieb. Der Bau war von Skandalen und Kostenexplosionen überschattet. Einigen Flughafenmitarbeitern wird Untreue vorgeworfen, andere sollen sich persönlich bereichert haben. Dem früheren Flughafenvorstand droht eine Anklage wegen Bilanzfälschung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 1.6.2012
Bernt Koschuh
Ermittler prüfen 4.000 Aktenordner
Eine Polizei-Sonderkommission mit neun Kriminalisten arbeitet gemeinsam mit einem Staatsanwalt den Skandal auf. In einem Büro direkt am Flughafen werden derzeit 4.000 Aktenordner ausgewertet. Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, spricht von 26 Beschuldigten, 135 vernommenen Zeugen und 35 Hausdurchsuchungen.
Zu den Beschuldigten zählt fast der gesamte frühere Vorstand der Flughafen-Aktiengesellschaft rund um Gerhard Schmid und Ernest Gabemann. Jener Vorstand, der vom Land Niederösterreich und der Stadt Wien politisch besetzt worden war.
Baufirmen im Zentrum der Kritik
Es geht um den Vorwurf der Bilanzfälschung. Untersucht wird auch nach dem Aktiengesetz, ob die Kosten für den Skylink-Terminal zunächst bewusst zu niedrig budgetiert wurden, um den Bau politisch durchzusetzen.
Eine Vielzahl an Vorwürfen richtet sich gegen Baufirmen. Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geht es um Untreue und Betrug. Es sei möglich, dass Mitarbeiter von Baufirmen vortäuschten, bestimmte Leistungen erbracht zu haben, die sie in Wahrheit nicht erbracht hätten, sagt Staatsanwaltssprecher Köhl. In diesem Fall wäre die Bauherrschaft betrogen worden.
"Es ist aber auch möglich, dass Mitarbeiter der Bauherrschaft wussten, dass nichts geleistet wurde, aber trotzdem Zahlungen veranlasst haben. Dann wäre es eine Untreue von Mitarbeitern des Flughafens Wien zu Lasten ihres Dienstgebers", so Köhl.
Lobbyist Peter Hochegger verwickelt
Beim Flughafen geht man von einem Schaden in Höhe von 31 Millionen Euro durch bauausführende Firmen aus. Alleine von Baukonsulenten hat sich der Flughafen bisher indirekt rund 15 Millionen zurückgeholt.
Einzelne Flughafenmitarbeiter und externe Projektverantwortliche sollen aber auch persönlich profitiert haben. Laut Köhl gibt es etwa Hinweise, dass Mitarbeiter einen Wintergarten erhalten haben.
Untersucht werden auch Aufträge von insgesamt einer Million Euro durch den Flughafen und eine Flughafentochter an den Lobbyisten Peter Hochegger beziehungsweise an seine Agentur "hochegger.com". Unter anderem soll sie eine Kampagne geführt haben, um die Verträge der Vorstände zu verlängern. Ob auch Geld an Politiker geflossen sei, darauf gebe es derzeit aber keine Hinweise, so Köhl.
Ermittlungsergebnisse in zwei Jahren
Eine Nebentangente der Ermittlungen sind auch möglicherweise überhöhte Zahlungen im Rahmen der Beteiligung des Flughafens Wien am deutschen Airport Friedrichshafen.
Es besteht die Hoffnung, dass die Flughafenermittlungen in zwei Jahren abgeschlossen sind, sagt der leitende Korneuburger Staatsanwalt Karl Schober. Bis dahin soll es allerdings schon Teilanklagen oder Verfahrenseinstellungen geben.
Strafen für Ex-Vorstände
Vorerst ist nur eine Entscheidung rechtskräftig: Drei Ex-Vorstände müssen je 40.000 Euro Strafe zahlen, weil sie die Öffentlichkeit und die Aktionäre zu spät über die Kostenexplosion beim Skylink informiert haben.
Rund ein Dutzend hochrangige Flughafenmitarbeiter haben durch das Skylink-Debakel ihren Job verloren. Vier Vorstände mussten gehen - zum Teil aber mit Abfertigungen, Ablösen und Konsulentenverträgen von mehr als 700.000 Euro pro Vorstand.