"Mehr Griechen müssten ihre Steuern zahlen"

Griechischer Steuerfahnder gibt Lagarde Recht

Der Leiter der griechischen Steuerfahndungsbehörde Nikos Lekkas gibt der umstrittenen Kritik von IWF-Chefin Christine Lagarde an seinem Land recht. Er stimme Lagarde vollkommen zu, in Griechenland müssten einfach nur mehr Menschen ihre Steuern zahlen. Dann wären die Probleme des Landes gelöst.

Morgenjournal, 8.6.2012

Elisabeth Manas

15 Prozent zahlen keine Steuern

Mit ihrem jüngsten Appell an die Griechen, endlich ihre Steuern zu bezahlen, hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, in ein Wespenest gestochen. In seltener Einigkeit empörten sich Politiker aller Lager über diese "unverschämte Aussage". Und auch in sozialen Netzwerken wie Facebook musste sich Lagarde zahlreiche böse Worte gefallen lassen.

"Stimme Lagarde vollkommen zu"

Aber jetzt, zwei Wochen nach ihrem Statement, erhält Lagarde Unterstützung – und zwar ausgerechnet von dem Obersten Steuerfahnder Griechenlands. Nikos Lekkas ist der Leiter der griechischen Steuerbehörde. In einem Interview mit der deutschen Tageszeitung "Die Welt" beziffert Lekkas die Steuerflucht in seinem Land auf 12 bis 15 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

"Das sind 40 bis 45 Milliarden Euro im Jahr. Wenn wir davon auch nur die Hälfte eintreiben könnten, wäre Griechenlands Problem gelöst", sagt Lekkas. Er stimme daher Lagardes Kritik an der Steuermoral der Griechen vollkommen zu.

Steuerfahnder fordert "politischen Willen"

Um sie säumigen Steuerzahler zur Kasse zu bitten, brauche es aber den politischen Willen. "Unsere Politiker haben begonnen, das zu verstehen", so Lekkas. Viele Ermittlungen scheiterten an mangelnder Kooperation griechischer Banken.

Seine Behörde habe in mehr als 5.000 Fällen Antrag auf Konteneinsicht gestellt habe, doch nur in 214 Fällen sei diese bisher gewährt worden, so der Steuerfahnder. In 500 Fällen, die Politiker beträfen, warte die Steuerfahndung seit fünf Monaten auf Auskunft.