Der Sprecher der Syriza-Partei im Ö1-Interview

"Wollen nicht aus der Eurozone austreten"

In Griechenland hofft die Linkspartei Syriza bei den Neuwahlen am 17. Juni auf einen starken Stimmenzuwachs. Wenn Syriza stärkste Kraft wird, erhält sie nach griechischem Wahlrecht 50 zusätzliche Mandate. Der Sprecher von Syriza, Theodoros Paraskevopoulos, erklärt im Ö1-Interview, dass der Austritt aus der Eurozone nicht das Ziel der Partei sei - im Gegenteil.

Mittagsjournal, 18.05.2012

Theodoros Paraskevopoulos im Gespräch mit Verena Gleitsmann

"Rückzahlungsprogramm ökonomisch gescheitert"

Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Europa einsehe, dass man mit derart rigorosen Sparmaßnahmen keinem Land helfe, sondern es ruiniere, sagt Syriza-Sprecher Paraskevopoulos.

Denn nicht nur Griechenland habe finanzielle Probleme, auch anderen EU-Staaten seien bedroht. Und man müsse sich neue und bessere Wege überlegen, wie mit ihnen umgegangen werden könne.

"Wir wollen unseren Partnern in Europa erklären, dass die Rückzahlungsbedingungen für die griechischen Schulden ökonomisch gescheitert sind. Daher muss man noch einmal diskutieren, wie das Schuldenproblem in Griechenland angegangen werden soll."

"Neue Programme für verschuldete Länder"

Es müsse ein neues Programm für verschuldete Staaten geben, und zwar in der gesamten EU, so Paraskevopoulos. Die EZB müsse etwa eine neue Rolle bei der Finanzierung von Wachstumsprojekten übernehmen und Euro-Bonds herausgeben.

Das derzeitige Rettungspaket sei in keinster Weise eine Hilfe, sagt Paraskevopoulos. Es würde nur dazu führen, das Land und die Griechen finanziell ausbluten zu lassen.

"Menschliche Katastrophe in Griechenland"

Denn die Gelder, die Griechenland von den internationalen Geldgebern bekommt, würden nur dazu verwendet, um Schuldenraten an Gläubiger zu bezahlen. Allerdings müsse man zuerst die Not der Menschen lindern, denn "Griechenland steht vor einer menschlichen Katastrophe".

Die Wirtschaft müsse wieder angekurbelt und Überschüsse erwirtschaftet werden. "Das ist unserer Meinung der einzig sichere Weg, um mit dem Schuldenproblem klarzukommen."

"Stärkung der Eurozone"

Dass die Syriza-Partei mit ihren Forderungen aber einen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone bewirken wolle, das sei ein großer Irrtum, betont Paraskevopoulos. "Wir wollen vor allem ein Moratorium, also eine Aussetzung der Rückzahlungen, um wieder Wachstum zu schaffen."

Weder sei es das Ziel der Syriza-Partei, dass Griechenland aus der Eurozone austritt, noch, dass die Eurozone geschwächt werde. Im Gegenteil: "Wir wollen eine Stärkung."

"Haben eine Diskussion angestoßen"

Zu einer Regierungsbeteiligung hat es für die radikallinke Syriza-Partei bei den letzten Wahlen zwar nicht gereicht, und auch in den derzeitigen Wahlprognosen haben die rebellischen Linken wieder an Kraft verloren.

Für ihren Sprecher hat die Partei aber in einem wesentlichen Punkt bereits gewonnen: "Ich glaube, unser großer Erfolg bei den Wahlen hat vor allem eine Diskussion in Europa angestoßen."