In Kiew könnte die Stimmung besser sein

Warschau freut sich auf ein Fußballfest

Am Freitag wird in Warschau das erste Spiel der Fußball-Europameisterschaft 2012 angepfiffen. Es ist die erste EM in Osteuropa. Die beiden Austragungsorte – Polen und die Ukraine – haben sich unterschiedlich auf die EM vorbereitet. Unterschiede gibt es laut ORF-Redakteurin Karin Koller auch bei der Stimmung in der Bevölkerung.

Mittagsjournal, 8.6.2012

Karin Koller im Gespräch mit Andrea Maiwald

Politische Diskussion im Vordergrund

Die Europameisterschaft 2012 hat im Vorfeld weniger sportlich als politisch von sich reden gemacht. Wie die ukrainische Führung mit der kranken Oppositionsführerin Julia Timoschenko umgegangen ist, hat den Westen mehr beschäftigt als die Frage, ob Spanien seinen Titel verteidigen kann oder vielleicht von Deutschland abgelöst wird. Der Präsident des europäischen Fußball-Verbands UEFA, Michel Platini, sieht diese EM daher auch als bisher größte Herausforderung.

ORF-Reporterin Karin Koller hat die beiden EM-Austragungsorte ausführlich bereist und sich ein Bild von den Vorbereitungen, aber auch über die Stimmungslage in Polen und der Ukraine gemacht. Für beide Länder war die EM ein finanzieller und organisatorischer Kraftakt, sagt Koller.

"Polen achtet auf Nachhaltigkeit"

In Polen sei man nach getaner Arbeit aber "extrem stolz", dass die EM im eigenen Land stattfindet, so Koller. Zudem habe die Regierung der Bevölkerung erklärt, dass jeder Euro, der für den Bau von Stadien oder Straßen ausgegeben worden ist, nicht nur eine Investition für die EM sei, sondern den Polen nachhaltig zugutekomme.

Die Infrastruktur, so das Argument, hätte man ohnehin bauen müssen. Und Stadien seien so errichtet worden, dass sie später als Konzerthallen genutzt werden können. "Man hat bei allem sehr auf die Nachhaltigkeit geachtet", so die ORF-Korrespondentin.

Korruptionsvorwüfe in der Ukraine

Ganz anders sei das in der Ukraine, "hier ist die Freude verhalten". Vor allem die Hoffnung ukrainischer Politiker, sich mit der Austragung der EM vor der Weltöffentlichkeit profilieren zu können, habe sich mit dem Fall Timoschenko zerschlagen, so Koller. "Die Menschen fühlen sich von den eigenen Politikern um die Spiele betrogen."

Zudem gebe es etwa rund um den Bau von Stadien massive Korruptionsvorwürfe. Das Land hat etwa zwölf Milliarden Euro investiert, davon soll ein großer Teil in die Taschen einiger weniger Inverstoren und Politikern geflossen sein. "Einige haben mit der EM sicher das große Geschäft ihres Lebens gemacht", so Koller.

Mittagsjournal, 8.6.2012

Die sportlichen Aussichten,