Gewalt geht weiter
Syrien: UNO-Beobachter in Massaker-Dorf
In Syrien haben UNO-Beobachter das Dorf al-Kobeir erreicht, in dem am Mittwoch ein grausames Massaker verübt worden war. Die Blauhelme sahen verbrannte Häuser und Leichenteile, Überlebende trafen sie nicht. Auch in anderen Teilen Syriens geht die Gewalt weiter. Die Stadt Homs wurde nach Angaben der Opposition heftiger als je zuvor beschossen.
27. April 2017, 15:40
Abendjournal, 8.6.2012
78 Tote in kleinem Dorf
In einem Zimmer liegen Leichenteile, in der Ecke eine Blutlacke, auf der Straße ein noch glosender, rauchender Trümmerhaufen, ein toter Esel, einige Häuser, die völlig ausgebrannt sind, andere mit Einschusslöchern von schweren Granaten - das sind die ersten Eindrücke eines Reporters der britischen BBC, der mit den UNO-Beobachtern vor kurzem al-Kobeir erreicht hat.
Es war ein grausames Massaker, das in dem kleinen Dorf am Mittwoch verübt wurde - das ist sofort klar. Oppositionelle sprechen von 78 Toten, erschossen, erstochen oder verbrannt von Mitgliedern der regimetreue Schabiha-Miliz. Die Regierung hingegen macht Terroristen für die Tat verantwortlich.
Gewalt geht weiter
Und die Gewalt geht weiter. Heftiger als je zuvor wird heute etwa Khalidiya beschossen, ein von den Rebellen gehaltene Viertel der Stadt Homs. Bis zu 10 Raketen pro Minute zählen dort die Rebellen. Doch die Regimegegner schlagen zurück: Zwei Autobomben explodieren heute, eine trifft einen Bus der Sicherheitskräfte, die andere eine Polizeistation, mindestens sieben Menschen werden getötet.
Die Zivilbevölkerung gerät immer stärker zwischen die Fronten - schon eineinhalb Millionen Menschen leiden direkt unter den Kämpfen, schätzt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Viele müssen aus ihren Häusern fliehen, Lebensmittel werden knapp, und in vielen Teilen des Landes ist die medizinische Versorgung zusammengebrochen.