Rio+20: Was Jugendliche wollen

Welche Zukunft wollen wir? Unter diesem Motto steht der Nachhaltigkeitsgipfel der UNO in Rio de Janeiro in Brasilien. Um die Zukunft macht sich vor allem die Jugend sorgen, auch zwei junge Österreicher, die von der Österreichischen Jugendumweltplattform JUMP ausgewählt wurden, um mit der österreichischen Delegation nach Rio zu fahren.

Mittagsjournal, 16.6.2012

"Große Erwartungen"

Der Erdgipfel in Rio de Janeiro soll helfen, die Welt für die Jugend besser zu machen. Aber viele Jugendliche sind frustriert. Sie verstehe nicht, warum bei den großen internationalen Konferenzen so wenig herauskommt, sagt die 19-jährige Julia Rainer aus Wien: "Es ist einfach schwer, damit umzugehen, dass man sich machtlos fühlt. Die Ideen und die Vorschläge und die Konventionen haben wir ja schon und trotzdem wird nichts getan."

Rainer erwartet Vorschläge, was für das Klima und für die Entwicklungshilfe zu tun ist. Es müsse ein neues Klimaabkommen geben oder neue Milleniumziele: "Es gibt große Erwartungen an die Konferenz und hoffentlich kann sie denen in irgendeiner Form gerecht werden." Julia Rainer ist Jusstudentin. Sie will sich in Rio anschauen, wie internationale Verträge zustande kommen.

"Verpflichtende Zahlen"

Raphael Lueger studiert Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität in Wien. Der 22-Jährige interessiert sich besonders für die Grüne Wirtschaft, etwa wie Produktion und Transportwesen umgestellt werden können.

Er will, "dass am Ende in Rio etwas Verbindliches heraus kommt. In dem Vertrag müssen Zahlen drin stehen, was erreicht werden soll", etwa dass sich alle Länder in Rio verpflichten, einen Teil ihrer Wirtschaftsleistung für grünes Wirtschaften auszugeben. Wirtschaft ja, aber nicht auf Kosten der Artenvielfalt, sagt Julia Rainer. Sie will, dass den Fischern in Rio verboten wird, die Meere leer zu fischen.

"Politik fehlt der Mut"

Wirtschaft, Umweltschutz und Armutsbekämpfung unter einen Hut zu bringen, ist das Ziel der Rio-Konferenz. Internationale Jugendorganisationen wollen dort Druck auf die Politik machen und fordern mehr Mitspracherecht. Aber auch in Österreich müsse mehr getan werden, sagt Raphael Lueger, aber seiner Meinung nache fehle der Politik der Mut, zum Beispiel Benzin und Diesel teurer zu machen.

Österreich gebe zwar viel Geld für Klimaschutz aus, aber "es ist viel zu wenig. Wenn man schaut, wie viel Geld in die Hand genommen wurde, um die Banken zu retten, steht das in keiner Relation. Es wird momentan für eine Menge Dinge Geld ausgegeben. Zum Beispiel für irgendwelche Tunnelprojekte, wo viele sagen, das sei unnötig, und es gehe nur darum, das Ego irgendeines Landeshauptmanns zu befriedigen." Politik eben; und die findet auch in Rio statt.

Enttäuscht von Bundeskanzler Faymann

Nur weil das politische Gefeilsche zäh und frustrierend ist, dürfe man nicht aufgeben, sagt Julia Rainer: "Ich glaube noch daran, dass man noch etwas machen kann. Natürlich können nicht alle Probleme von heute auf morgen verschwinden. Aber wenn wir nichts tun und abwarten, dann passiert auch nichts."

Auch das alte Argument, dass es nichts bringe, wenn sich Spitzenpolitiker auf solchen Konferenzen medienwirksam zusammensetzen, lässt Lueger nicht gelten. Umso enttäuschter sind die beiden Jugendlichen, dass Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) nicht am Rio-Gipfel teilnehmen wird. Lueger meint, nachdem er erfahren habe, dass Faymann innerhalb der EU der erste gewesen sei, der abgesagt hat, habe er sich schon gefragt, "wo Österreich mit dem Umweltschutz steht und wie ernst wir nachhaltige Entwicklung tatsächlich nehmen."

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