Strasser: "Von Schmiergeld nichts gewusst"
Der frühere ÖVP-Innenminister Ernst Strasser hat seine Vorgehensweise bei der umstrittenen Blaulichtfunk-Vergabe im Korruptions-Untersuchungsausschuss verteidigt. Er versicherte, von den nun im Raum stehenden Schmiergeldern nichts gewusst und seinen Mitarbeitern "zu 100 Prozent" vertraut zu haben.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.6.2012
Bernd Koschuh im Gespräch mit Wolfgang Wittmann
"Weiß nicht was sie meinen"
Strasser versicherte, vom nun untersuchten Schmiergeldverdacht beim Blaulichtfunk-Projekt nichts mitbekommen zu haben. Demnach soll der Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly von den Partnern des 2004 siegreichen Tetron-Konsoriums 4,4 Mio. Euro erhalten haben (bis zu 2,6 Mio. Euro von Motorola, 1,1 Mio. Euro von der Telekom, 720.000 Euro von Alcatel). Mensdorff-Pouilly weist Korruptionsvorwürfe zurück. Auch Strasser meinte, vom Grünen Peter Pilz dazu befragt: "Ich weiß nicht, was Sie im Zusammenhang mit Schmiergeld meinen."
Keine nachweisebaren Geldflüsse
FP-Fraktionschef Walter Rosenkranz räumte ein, dass es in den Unterlagen der Justiz zwar keinen Hinweis auf Geldflüsse an Strasser selbst, wohl aber an sein damaliges Umfeld gebe. Strasser betonte diesbezüglich, er habe seinen Mitarbeitern zu 100 Prozent vertraut und versicherte, "dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es hier irgendwelche Unregelmäßigkeiten gegeben hat. Sollte das doch so sein, dann wäre das für mich eine tiefe Enttäuschung."
"Bittere Erfahrungen"
Zurückgewiesen wurde von Strasser auch der Verdacht, er habe das erste Blaulichtfunk-Projekt "Adonis" des Mastertalk-Konsortiums bewusst "umgebracht", um dann die Neuvergabe an das Tetron-Konsortium durchführen zu können. Er habe natürlich versucht, die im Jahr 2003 aufgetretenen Probleme in Gesprächen mit den Partnerfirmen Siemens, Raiffeisen und Mastertalk auszuräumen. "In meiner Intention war es, Adonis umzusetzen und es war eine bittere Erfahrung, dass es leider nicht funktioniert hat." Daher habe man das Projekt beendet.
"Wäre von Ulmer tief enttäuscht"
Verteidigt wurde von Strasser auch die Entscheidung, seinen ausgeschiedenen Kabinettchef Christoph Ulmer im Juni 2004 mittels Werkvertrag weiter mit dem Blaulichtfunk-Projekt zu befassen. Ulmer sei der Einzige gewesen, "der die gesamte Geschichte der Ausschreibung und des Behördenfunks kannte". Daher habe er ihn gebeten, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Ministerium weiter zur Verfügung zu stehen: "Ich vertraue ihm nach wie vor und wäre menschlich tief enttäuscht, wenn dieses Vertrauen nicht gerechtfertigt wäre."
Unterschiedliche Auffassungen
Petzner legte dem Ausschuss ein dem BZÖ zugespieltes Papier vor, in dem Strasser am 19. Dezember 2003 empfohlen wurde, die neuerliche Ausschreibung wegen Widerstands des Finanzministeriums zu stoppen. Strasser betonte, dass unterschiedliche Auffassungen zwischen den Ressorts und der Finanz bei Vergabeprojekten nichts Besonderes wären. Außerdem sei ohnehin klar, dass das Finanzministerium bei einer Vergabe dieser Größenordnung zustimmen müsse. Wie die damaligen Bedenken des Finanzministeriums schließlich ausgeräumt wurden, möge man aber bitte den im Anschluss geladenen Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Herbert Anderl, fragen, betonte Strasser.
Petzner warf Strasser dagegen vor, dass das Innenministerium damals ein "Ultimatum" an das Finanzressort gestellt habe, die Einwände zurückzuziehen. VP-Fraktionschef Werner Amon wies das zurück. Auch Strasser empörte sich über die Vorwürfe: Dass es zwischen Beamten in Verhandlungen mitunter etwas "deftiger" zugehen könne, sei normal, aber: "Ich würde Sie einladen, mir das Fax zu zeigen, wo der Bundesminister für Inneres dem Bundesminister für Finanzen ein Ultimatum gestellt hat." (Text: APA, Red,)