Mali: Touareg unterliegen Islamisten

Die Tuareg-Rebellen haben im Norden Malis auch ihren letzten Rückzugsort, die Stadt Ansogo, an islamistische Kämpfer verloren. Diese kontrollieren jetzt den gesamten Norden des Landes. Unter anderem die Stadt Timbuktu. Dort haben sie, ungeachtet aller internationalen Proteste, Jahrhunderte alte Gebäude zerstört. Auch Mausoleen und Moscheen. Die islamistischen Rebellen haben angekündigt, sie wollen sämtliche zum Weltkulturerbe zählenden Bauten in der Region einreißen. Im gesamten Norden Malis haben sie bereits das islamische Recht der Scharia eingeführt.

Mittagsjournal, 12.7.2012

Scharia im ganzen Land

Tagelang hatten die Tuareg-Rebellen versucht, die Stadt Ansongo, ihre letzte Bastion zu halten. Doch die Islamisten der Bewegung für Einheit und Jihad in Westafrika (MUJAO) waren in der Übermacht. Sie kontrollieren jetzt den gesamten Norden des Landes. Ihr Ziel ist es die Scharia, das islamische Recht im ganzen Land einzuführen. In den Städten die sie bereits kontrollieren, haben sie bereits begonnen. Raucher, Trinker und unverheiratete Paare auszupeitschen. Die Stadt Timbuktu, ist seit drei Monaten in ihren Händen.

Bewohner fliehen

Heute ist Timbuktu eine Geisterstadt. Zwei Drittel der Bewohner sind bereits geflohen, sagt Amine Touré. Ihm gehört eine kleine Boutique im Zentrum der Stadt: Die, die weg sind, waren zuerst die Tuareg, dann sind die Araber gefolgt, und dann auch noch die Einheimischen. Sie sind nach Mauretanien, nach Algerien, sogar Burkina Faso. Einige sind auch in die Wüste gezogen, dort wo es Brunnen gibt. In der Stadt funktioniert nichts mehr: Die Menschen haben keine Arbeit, nichts zum Essen, es gibt kein Wasser, keinen Strom oder nur einige Stunden lang, sagt Amine Touré. Die Lage wird immer schlimmer. Es gibt kaum Treibstoff für Generatoren, die Preise steigen ins unermessliche. Ein Kilo Reis kostet bereits 450 Francs cfa.

Und dann die Scharia, das islamische Gesetz. Die Mujaheddin von der Bewegung Ansardine haben ihre eigene Auslegung. Männer dürfen auf der Straße nicht mit Frauen sprechen, sie dürfen nicht rauchen. Vom Alkohol ganz zu schweigen. Die weltberühmten Mausoleen von Timbuktu wurden zerstört. Die Islamisten wollen nicht dass die Bewohner der Stadt Götzen anbeten.

Heiligenstätten zerstört

Yahya Tandina ist in Timbuktu geboren, er will seine Heimatstadt nicht verlassen. Er hat immer vor dem Mausoleum von Scheich Sidi Mahmoud Ben Amar, dem Heiligen von Timbuktu, gebetet: Scheich Sidi Ben Amar war eine große Persönlichkeit der den Islam in Timbuktu geprägt hat. Wie ich die Zerstörung gesehen habe, habe ich gesagt. Es ist ein Verbrechen. Denn nichts kann diese Handlung rechtfertigen.

Die Mausoleen der Stadt waren von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft.

Kinder werden rekrutiert

Um die Städte wirklich kontrollieren zu können, haben die Islamisten Kinder in den Schulen rekrutiert. Dieser Junge ist 13 Jahre alt. Stolz erzählt er wie er zu den Islamisten gestoßen ist: Der Chef der Islamisten ist ein Freund meines Vater, er hat gesagt, die Schule ist schlecht. Im bin mit ihm nach Taschara gefahren, ich habe dort gelernt was man macht, wenn ein Gewehr Ladehemmungen hat, und auch wie man nachlädt. Nach zwei Tagen sind wir weiter, dann sind wir militärisch gedrillt worden. Mit der Waffe kann ich jetzt gut umgehen.

Youssouf ist älter, 28, er war 45 Tage lang in der Ausbildung: Sie lehren uns mit Waffen umzugehen, und auch Kampftechniken. Wir waren eine Gruppe von über 100. Die meisten ganz Jungen sind dort geblieben.

Mit diesen neuen Truppen ist es jetzt den Islamisten gelungen, die Touareg endgültig aus dem Land zu vertreiben. Die Tuareg sind geschlagen und kämpfen nunmehr ums eigene Überleben. Sie haben nicht mehr die Kraft um die verlorenen Gebiete zurück zu erobern.