Putin-Gegnerinnen "Pussy Riot" vor Gericht

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hat eine erste Anhörung gegen die russische Frauenband Pussy Riot begonnen. Die jungen Musikerinnen hatten am 21. Februar in der Moskauer Erlöserkathedrale Gott angefleht, Russland von Präsident Wladimir Putin zu erlösen. Den Frauen drohen sieben Jahre Gefängnis.

Mittagsjournal, 20.7.2012

Aus Moskau,

Druck von Putin?

Organisiertes Rowdytum - klingt widersprüchlich, wo doch für Rowdytum eher das Chaotische typisch ist. Wie auch immer - in Russland ist organisiertes Rowdytum ein Straftatbestand. Und genau dafür müssen sich seit in Moskau drei junge Frauen verantworten. Sie gehören zur Punk-Band "Pussy Riot". Ihr Verbrechen laut Staatsanwaltschaft: Sie haben im Februar in der Erlöser-Kathedrale in Moskau ein Lied gesungen, in dem sie Wladimir Putin verspottet haben. Da versteht Putin keinen Spaß, ganz im Gegenteil. Menschenrechtler werfen ihm vor, persönlich Druck gemacht zu haben, dass die Frauen vor Gericht kommen. Wenn das stimmt, dürfte das Urteil feststehen.

Hartes Urteil zu erwarten

"Mutter Gottes, erlöse uns von Putin" - wegen dieser Protestaktion von "Pussy Riot" in der Moskauer Erlöserkathedrale drohen drei Bandmitgliedern sieben Jahre Haft wegen organisierten Rowdytums. Beim heutigen Prozessauftakt werden zunächst Verfahrensfragen geklärt. Doch für viele Beobachter steht schon jetzt fest, dass am Ende ein hartes Urteil gegen die jungen Frauen fallen wird. Präsident Putin selbst ziehe in diesem Fall die Fäden, meint Bürgerrechtler Lew Ponomarjow: "Putin verliert die Unterstützung der Massen. Nur noch die Orthodoxe Kirche unter Patriarch Kirill hält zu ihm. Mit dem Prozess gegen die Pussy Riot will er sich diese Popularität weiter erhalten."

Das Verfahren gegen die Pussy Riot erinnert an den politischen Schauprozess gegen den ehemaligen Oligarchen Michail Chodorkowski. Der Kreml-Gegner wurde in zwei höchst umstrittenen Prozessen zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt.