Arzt statt Spital: 200 Mio. Sparpotenzial
Bei der geplanten Gesundheitsreform geht es darum, wie Spitäler und niedergelassene Ärzte besser kooperieren und ihr Angebot abstimmen können. Als erstes könnten hunderttausende unnötige Spitalsaufenthalte vermieden werden, sagen Experten. Sparpotenzial: 200 Millionen Euro.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.7.2012
Bis zu 270.000 Aufenthalte
In Österreich würden viele Patienten ins Spital geschickt, obwohl das medizinisch nicht notwendig wäre, sagt Georg Ziniel, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, dem zentrale Planungs- und Forschungsinstitut für das Gesundheitswesen in Österreich. Nach Angaben Ziniels könnten 230.000 bis 270.000 derzeit voll stationäre Aufenthalte durch tagesklinische oder außerstationäre Behandlungen ersetzt werden. Möglich wäre das bei Eingriffen und Operationen des Grauen Star oder von Krampfadern, sagt Georg Ziniel. Das seien Routineeingriffe, die ambulant möglich und erprobt seien. Vom finanziellen Aufwand her sei das im Gegensatz zu Spitalsaufenthalten deutlich günstiger.
Bessere Früherkennung
Eine weitere Möglichkeit Kosten zu sparen gebe es auch bei chronischen Erkrankungen durch Früherkennung und einer gut abgestimmten Therapie. So verzeichne Österreich etwa bei der chronischen Lungenkrankheit COPD drei Mal so viele Krankenhausaufenthalte wie die Schweiz oder ein Drittel mehr als Deutschland. Diese Unterschiede seien medizinisch nicht begründet.
Allerdings müsste für rechtzeitige Diagnose und Behandlung mancherorts das Angebot von niedergelassenen Ärzten oder Gruppenpraxen ausgebaut werden, sagt Georg Ziniel. Unnötige Spitalsaufenthalte können auch durch ein "Aufnahmemanagement" vermieden werden, bei dem vorweg geprüft werde, ob eine Spitalsaufnahme tatsächlich erforderlich oder das Problem beim niedergelassenen Arzt zu lösen sei.
200 Mio. Euro Sparpotenzial
Solche Projekte seien bereits erfolgreich erprobt, sagt der Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, wenn sie flächen-deckend umgesetzt würden, könnten damit in Summe bis zu 200 Millionen Euro eingespart werden - "ohne dass zu erwarten ist, dass Patienten die notwendige medizinische Behandlung nicht erhalten", sagt Georg Ziniel. Es sei die Herausforderung bei der Umsetzung der Gesundheitsreform: Viele solcher Einsparungsmöglichkeiten durch eine bessere Abstimmung des Gesundheitsangebots umzusetzen.