Zweifel an "Daily"-Konzept für Schlecker

Handelsexperten zweifeln daran, dass es dem Käufer von Schlecker Österreich tatsächlich gelingen kann, alle 900 Filialen weiter zu führen. Denn schon jetzt gebe es in Relation zur Einwohnerzahl zu viele Lebensmittelgeschäfte in Österreich, sagt der Handelsexperte Peter Schnedlitz von der Wiener Wirtschaftsuni.

Morgenjournal, 1.8.2012

Barbara Krommer hat mit Peter Schnedlitz, dem Vorstand des Instituts für Handel und Marketing an der Wirtschaftsuniversität in Wien über die Chancen des Schlecker-Nachfolgers gesprochen.

"Zauberstab oder unrealistisch"

Schnedlitz fragt sich, wo in Östererich noch Platz sein sollte für einen neuen Typ des Nahversorgers neben den Nah&-Frisch- oder ADEG-Geschäften am Land. "Da finde ich noch keine schlüssige Konzeption dazu", so Schnedlitz. Außerdem sei Schlecker bisher an Standorte gegangen, die die andern aufgegeben hätten. "Entweder haben die anderen große Fehler gemacht und hier ist ein Zauberstab für die Nahversorgung gefunden, oder aber das Ganze ist ein bisschen unrealistisch."

500 Standorte attraktiv

Dass das Schlecker-Filialnetz ohne einen "stärkeren Schnitt" sowohl bei Standorten als auch Mitarbeitern erhalten bleibt, bezweifelt Schnedlitz. Zwar habe Schlecker auch gute Standorte mit "wohlfundierter Nahversorgerfunktion". Der WU-Experte schätzt, dass rund 500 Standorte für eine Weiterführung attraktiv sein könnten. Die anderen 400 könnten anderweitig verwendet werden.

Mietenfrage aus Ausstiegsszenario?

Ein guter Standort brauche ein Einzugsgebiet mit mindestens 3.000 Bewohnern und eine entsprechende Geschäftsfläche - das sei das Problem bei Schlecker, dass die Flächen zu klein seien. Damit könne man "mit einer Milchmädchenrechnung" nachweisen, dass solche Standorte nicht profitabel geführt werden können: "Wenn man keine Flächen hat, und einen geringen Umsatz pro Quadratmeter, dann erhält das nicht einmal einen Arbeitsplatz." Da helfe auch keine Reduktion von Lohnkosten oder Mieten, das sei "das Ende der betriebswirtschaftlichen Fahnenstange." Geringe Erwartungen knüpft der Handelsexperte daher an die Ankündigung, der neue Investor wolle sich um eine Reduktion der Mieten bemühen. Schlecker zahle an seinen Standorten zwei bis vier Prozent des Umsatzes an Miete: "Eine Reduktion um 20 Prozent von zwei Prozent - das ist nicht so viel, dass man damit Schlecker retten könnte." Schnedlitz glaubt eher an ein Ausstiegsszenario für Investor Haberleitner.

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