Gewerkschaft kämpft um Metaller-Lohnrunde
Bei den Gehaltsverhandlungen steht heuer ein heißer Herbst bevor. Erstmals seit 40 Jahren steht die traditionelle Metaller-Herbstlohnrunde vor dem Aus. Die Fachverbände der Wirtschaft wollen nicht mehr im Verbund, sondern getrennt verhandeln. Das sieht die Gewerkschaft als Anschlag auf die Sozialpartnerschaft. Sie berät am Mittwoch in einer Krisensitzung ihr weiteres Vorgehen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 8.8.2012
"Erfolgsgeschichte wird aufs Spiel gesetzt"
40 Jahre lang haben die Metaller in der traditionellen Herbstlohnrunde die Marschrichtung vorgegeben. Ihre Gehaltsabschlüsse gelten als Richtschnur für alle anderen Kollektiv-Vertragsverhandlungen.
Doch geht es nach den Arbeitgebern, wird heuer alles anders ablaufen. Die sechs Fachverbände wollen nicht mehr gemeinsam mit der Gewerkschaft Pro-Ge, sondern getrennt voneinander verhandeln. Wofür der bisherige Chefverhandler der Gewerkschaft, Rainer Wimmer, kein Verständnis hat. "Wir sehen darin einen klaren Bruch der Sozialpartnerschaft. 40 Jahre Erfolgsgeschichte wird hier aufs Spiel gesetzt", sagte Wimmer im Ö1-Morgenjournal.
"Aufspaltung bedeutet Schwächung"
Für die Gewerkschaft versuchen die Arbeitgeber auf diesem Weg, bei den einzelnen Gehaltsverhandlungen die besseren Ergebnisse zu erzielen. Das Motiv sei ausschließlich eine Schwächung der Arbeitnehmer. Derzeit gebe es einen starken Kollektivvertrag - eine Aufspaltung in mehrere Kollektivverträge bedeute eine Schwächung der Arbeitnehmer, warnt Wimmer. "Das ist ein Weg, den wir so nicht mitgehen wollen."
Was die Arbeitgeber zurückweisen. Der Chef des größten Fachverbands, Christian Knill sagt, man bekenne sich klar zur Sozialpartnerschaft. Es gehe auch nicht darum, hier Vorteile heraus zu verhandeln. Die Arbeitgeber wollten für ihre Branchen relevante und zukunftsträchtige Abschlüsse schaffen. Es gehe nicht um Einsparungen und besonders niedrige Abschlüsse, sagte Knill im Ö1-Morgenjournal.
Gewerkschaft will kämpfen
Was wiederum die Gewerkschaft so nicht stehen lassen will. Man habe in der Vergangenheit trotz eines gemeinsamen Kollektivvertrags immer darauf geachtet, dass man auf die Bedürfnisse der einzelnen Branchen Rücksicht nimmt.
Die gemeinsame Metaller-Lohnrunde wackelt also gewaltig: In einer Krisensitzung will sich die Gewerkschaft daher eine Strategie überlegen, wie man weiter vorgeht. Pro-Ge-Chef Wimmer hoffe derzeit noch, dass Gespräche mit den "besonnenen Kräften" der Arbeitgeber eine Lösung bringen. Ob man im Ernstfall auch streiken will, will er nicht sagen, soweit sei man noch nicht. Aber die Gewerkschaft werde dafür kämpfen, dass der starke gemeinsame Kollektivvertrag aufrechterhalten bleibt, stellte Wimmer klar.
Zeit für Gespräche gibt es noch - die heiße Phase der KV-Verhandlungen beginnt Anfang Oktober.