Nach Breivik-Urteil: Politische Aufarbeitung
Massenmörder Anders Behring Breivik ist gestern zur Höchststrafe in Norwegen verurteilt worden. Es ist ein klares Urteil – einstimmig haben die Richter entschieden. Jetzt ist für die Menschen in Norwegen, vor allem für die Angehörigen, das ersehnte Ende eines der schlimmsten Kapitel gekommen. Die politische Aufarbeitung wird noch länger dauern.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.8.2012
Angehörige mit Urteil zufrieden
Die Angehörigen der Opfer sind mit dem Urteil zufrieden. Das Gericht hat Anders Breivik für zurechnungsfähig, sprich schuldfähig erklärt: der Attentäter muss für 21 Jahre ins Gefängnis. Danach kann eine Sicherheitsverwahrung, die beliebig verlängert werden kann, verhängt werden. Zu beunruhigend für die Angehörigen wäre das Urteil auf "unzurechnungsfähig" gewesen. In einer geschlossenen Anstalt könnte Breivik bei Heilung möglicherweise herauskommen. Noch wichtiger ist, dass sich die Angehörigen und Opfer nicht mehr mit Breivik beschäftigen müssen. Sie können endlich damit abschließen.
Fehlverhalten: Polizei und Politik
Jedoch wird die Tat in der politischen Aufarbeitung nachwirken. Erst vor einigen Wochen wurde der Untersuchungsbericht vorgelegt. Ein Jahr lang hat eine Kommission geprüft, welche Fehler während und vor der Tat gemacht wurden. Dabei wird vor allem die Polizei für ihr Verhalten kritisiert: Notanrufe wurden falsch eingeschätzt oder nicht ernst genommen, mangelhafte Koordination; Verantwortung übernommen hat der Polizeichef, der kürzlich zurückgetreten ist.
Aber auch der Politik wird Fehlverhalten nachgesagt. Schon vor Jahren sollte eine Sicherheitszone um das Regierungsgebäude errichtet werden. Diese wurde immer wieder gefordert, aber nicht realisiert, auch nicht unter dem jetzigem Ministerpräsident Stoltenberg.
Viele Norweger zeigen sich über die Ergebnisse des Untersuchungsberichts verärgert. Norwegen wird sich noch länger mit einigen wichtigen Fragen beschäftigen müssen: Welche neuen Gesetze müssen erlassen werden? Wie kann man solche Anschläge verhindern? Anders Breivik wird von alldem nichts mitbekommen – er ist im Hochsicherheitstrakt in Haft.