Malariatests: Keine Aufklärung aus Geldmangel
Sind ehemalige Heimkinder in den 1950er und 60er Jahren an der Wiener Klinik Hoff gezielt mit Malaria infiziert worden? Diesen Vorwurf erheben zumindest 15 Betroffene. Vor einem halben Jahr wurde eine Expertenkommission eingesetzt, die klären sollte, was an der Klinik damals tatsächlich passiert ist und ob die Behandlungen dem damaligen Wissensstand entsprochen haben. Die Betroffenen beklagen sich nun, dass noch niemand von der Kommission mit ihnen Kontakt aufgenommen hat. Allerdings: Die Kommission gibt es noch gar nicht, weil es dafür kein Geld gibt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 6.9.2012
Betroffene warten vergebens
Seit Monaten warten ehemalige Heimkinder darauf, dass mit ihnen jemand Kontakt aufnimmt - der heute 63-jährige Wilhelm Jäger zum Beispiel, der sagt, er sei 1964 an der Wiener Uni-Klinik für Psychiatrie mit Malaria infiziert worden, um eine diagnostizierte psychische Krankheit zu therapieren. Die Anfang Februar vorgestellte Kommission habe sich bisher bei keinem Betroffenen gemeldet. Er vermutet schon, dass die Angelegenheit nicht aufgeklärt werden soll.
Bisher kein Geld
Der Leiter der Kommission, der Historiker Gernot Heiß, sagt: es tue ihm leid, aber er habe noch nicht zu arbeiten beginnen können, weil es bisher kein Geld gibt. Er habe sowohl bei der Stadt Wien als auch bei der Nationalbank um Finanzierung angesucht. Beide Geldgeber wollen im November entscheiden, womit die Kommission ab Jänner tätig werden könne.
Rechtsnachfolge ungeklärt
Der Anwalt Johannes Öhlböck, der 15 Betroffene vertritt, ist empört, dass eine Kommission zwar vorgestellt, aber offenbar nicht finanziert wird. Es fühle sich niemand zuständig.
Was die Frage, haben die Betroffenen Anspruch auf Entschädigung betrifft, dämpft Historiker Gernot Heiß ohnehin die Erwartungen. Juridische Fragen werde er nicht lösen.
Anwalt Johannes Öhlböck verlangt trotzdem, dass geklärt wird, wer als Rechtsnachfolger der Klinik Hoff gilt - die Stadt Wien oder das Wissenschaftsministerium - und dass sich jemand um die Betroffenen kümmert.
Gernot Heiß hat um 200.000 Euro für zwei Jahre angesucht - nicht für sich sondern für die wissenschaftlichen Mitarbeiter, wie er betont.