Österreichs Moslems zur Welle der Gewalt

Wo stehen die österreichischen Muslime zum Anti-Mohammed-Video aus den USA? Zekirija Sejdini, Sprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, meint im Ö1-Interview, dass es zwar Proteste dagegen geben könnte, sich die Moslems hierzulande von dem Film nicht provozieren ließen.

Morgenjournal, 14.9.2012

Zekirija Sejdini, Sprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft, im Gespräch mit Roberto Talotta

Gewalt ist kontraproduktiv

Zekirija Sejdini, Sprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, lehnt Gewalt als Protest gegen den in den USA produzierten Anti-Mohammed-Film kategorisch ab. Dass durch die Ausschreitungen im Nahen Osten das Vorurteil des gewalttätigen Islam scheinbar bestätigt wird, ist Sejdini klar und kommentiert das Ausmaß an Gewalt bei den Protesten: "Es ist natürlich kontraproduktiv, weil der Regisseur dieses Filmes auch gesagt hat, dass er eigentlich beabsichtigt, die Leute zu provozieren und dadurch Gewalt zu produzieren. Aber man kann eben immer kleinere Mengen von Leuten finden, die eben gar nicht informiert sind, um was es geht, die eben gewaltbereit sind. Es ist eine Provokation, die so gewollt ist."

Demonstrationen statt Unruhen

Hierzulande müsse man sich aber nicht vor ähnlichen Ausschreitungen sorgen, meint der Sprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft. "Ich kann schon ausschließen, dass in Österreich solche Gewalttaten vorkommen. Natürlich ist der Film eine Provokation und er ist abzulehnen. Aber in einem demokratischen Land gibt es Möglichkeiten, wie man auf solche Sachen reagiert: Man kann natürlich demonstrieren, man kann protestieren. Auf keinen Fall kann man diesbezüglich Gewalt anwenden."

Papstbesuch nicht gefährdet

Durch die angespannte aktuelle Lage hat die Papstreise in den Libanon an Brisanz gewonnen. Bessere Sicherheitsvorkehrungen für den Papst oder gar Furcht vor den Moslems hält Sejdini für unnötig: "Ich glaube nicht, dass sich der Papst vor den Muslimen fürchten soll. Dieser Film hat mit dem Christentum überhaupt nichts zu tun. Sogar die Staaten haben sich von dem Film distanziert. Das ist die Tat des Regisseurs und anderen, die das finanziert haben. Aber man darf diesen Film, welchen man auch ablehnen muss, nicht mit dem Christentum, mit dem Papst oder mit anderen Ländern oder Ethnien zusammenbringen, das auf keinen Fall."

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