Alternative Nobelpreise vergeben
In Stockholm sind am Vormittag die alternativen Nobelpreise vergeben worden. Diese "Right-Livelihood-Awards" gehen heuer an vier Preisträger, unter anderen an die afghanische Menschenrechtsaktivistin Sima Samar, die seit Jahren auch immer wieder für den Friedensnobelpreis nominiert wird.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 27.9.2012
Vier Preisträger
Die Stiftung "Right Livelihood Award" ("Preis für richtige Lebensführung") hat am Donnerstag vier Alternative Nobelpreise nach Afghanistan und Großbritannien sowie in die USA und die Türkei vergeben.
Sima Samar (Afghanistan)
Sie gilt als "Ärztin der Armen", Vorkämpferin für die Ausbildung von Menschen am Rand der Gesellschaft, Verfechterin der Gleichberechtigung von Frauen und Verteidigerin der Menschenrechte für alle. Die 1957 geborene Afghanin hat die Shuhada-Organisation gegründet, die über hundert Schulen sowie 15 Krankenhäuser und Ambulanzen betreibt. Samar war Ministerin in der Übergangsregierung Afghanistans 2001. Seit 2002 ist sie Vorsitzende der unabhängigen Menschenrechtskommission von Afghanistan. Dies sei "ein Engagement, das sie ständiger Lebensgefahr aussetzt", schreibt die Stockholmer Preisstiftung.
Gene Sharp (USA)
Als "Machiavelli der Gewaltlosigkeit" feiern die Stockholmer Preisjuroren den 84 Jahre alten US-Politikwissenschaftler Gene Sharp. Seine Studien zum gewaltfreien Widerstand seien im Dschungel von Burma genauso angewandt worden wie auf dem Kairoer Tahrir-Platz. Als 25-Jähriger ging Sharp für Kriegsdienstverweigerung während des Korea-Krieges ins Gefängnis. 1983 gründete er in Boston das Albert-Einstein-Institut zur Erforschung gewaltfreier Aktions- und Widerstandsformen. Er hat auch Regierungen darüber beraten, wie man gewaltlosen Widerstand bei einer militärischen Invasion organisieren könnte.
Kampagne gegen Waffenhandel (CAAT, Großbritannien)
Die Organisation setzt sich seit ihrer Gründung 1974 für einen Stopp von Großbritanniens Waffenexporten ein. Dank CAAT habe "das öffentliche Bewusstsein für den Waffenhandel zugenommen", meinen die Stockholmer Juroren für den Alternativen Nobelpreis. Die Gruppe habe erreicht, dass britische Exportsubventionen für Waffenfirmen zurückgegangen seien, und sie habe erfolgreich Druck auf Institutionen ausgeübt, die in waffenexportierende Unternehmen investieren.
Hayrettin Karaca (Türkei)
Hayrettin Karaca gilt als "der Großvater der türkischen Umweltbewegung". Der 90-Jährige wurde als erfolgreicher Geschäftsmann zum führenden Pädagogen und Aktivisten für Umweltschutz in der Türkei, nachdem er erfolgreich ein Textilunternehmen aufgebaut hatte. Sein Umweltengagement begann in der 1970er Jahren, als Karaca immer mehr Alarmsignale wie die Bodenerosion mit eigenen Augen sah. "Karaca wollte das nicht schweigend hinnehmen und begann, die Situation zu dokumentieren und Behörden und Öffentlichkeit vor der Bedrohung der Natur zu warnen", schreibt die Stockholmer Stiftung. Karaca hat zwei nationale Fernsehprogramme und diskutiert besonders gern mit Kindern über Umweltprobleme. (Text: APA, Red.)