Peer Steinbrück von SPD offiziell nominiert
Der Bundesparteivorstand der deutschen Sozialdemokraten nominiert heute in Berlin den wichtigsten Rivalen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Kampf um die Kanzlerschaft im nächsten Jahr. Aufgestellt wird, das ist seit Freitag sicher, der frühere Finanzminister Peer Steinbrück – ein Mann, der schon so manche Kontroverse losgetreten hat.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 1.10.2012
Für harte Einschnitte
Von breiter Zustimmung quer durch die Partei ist vor dem Beginn der SPD-Vorstandssitzung die Rede, auch wenn es einige gibt, die nur unter Vorbehalt zustimmen. Es gibt ja schon den Kandidaten, das ist die Sache dann erledigt, sagt eine Teilnehmerin vom linken SPD-Flügel, und ein weiterer Parteilinker, Ralf Stegner aus Schleswig-Holstein, pocht darauf, dass nun wenigstens im Team des als rechts verschrieenen Steinbrück auch linke Einsprengsel zu finden sein müssten.
Gegner im Wahlkampf hat Peer Steinbrück also auch in der eigenen Partei, und sie zu engagierten Mitstreitern machen zu wollen, das muss sein erstes Ziel sein. Problematisch für ihn könnte dabei sein, dass er zu Beharrlichkeit neigt und einmal Erreichtes verteidigt, auch wenn es der Seele der Partei wehtut. Er gehörte zu den Mitstreitern bei den harten Sozialreformen unter Gerhard Schröder, zahlte einmal schon die Rechnung, als er deswegen den Ministerpräsidentenposten in Nordrhein-Westfalen verlor und bleibt trotzdem dabei, ja, die harten Einschnitte der sogenannten Agenda 2010, auf die könnte sich die Partei durchaus etwas zugutehalten.
Kein Fan von Diplomatie
Diplomatie ist nicht die große Stärke des 65-jährigen gebürtigen Hamburgers Peer Steinbrück. Er hat seine Parteifreunde gelegentlich auch als Heulsusen bezeichnet, und in seine Zeit als Finanzminister fallen gewichtige Verstimmungen mit Nachbarländern, nicht zuletzt der flinken Zunge des damaligen Herrn Ministers geschuldet.
Die Schweizer ließ er im Jahr 2009 wissen, sie könnten sich ruhig schon einmal fürchten vor einer schwarzen Liste mit Steuerflucht-Ländern. Und Österreich landet da auch gleich im selben Topf, in ungewöhnlicher Gesellschaft: Luxemburg, Liechtenstein, Schweiz, Österreich, Ouagadougou.
Jetzt muss Peer Steinbrück staatsmännischer agieren, wenn er Angela Merkel als Herausforderer Genüge tun will. Und er muss versuchen, es sich nicht allzu sehr mit den Grünen zu verscherzen, und sicherheitshalber auch nicht mit der FDP. Sein Traumziel rot-grün scheint derzeit mangels Mehrheit in weiter Ferne, aber für eine Aufholjagd im Wahlkampf bleibt ihm, wenn alles nach Plan verläuft, immerhin noch fast ein ganzes Jahr.