Diana Krall auf Zeitreise

Mit ihrem neuen Alum zeigt sich die kanadische Jazzsängerin und -pianistin Diana Krall von einer neuen Seite. "Glad Rag Doll" ist eine musikalische Zeitreise zurück in die 1920er und 30er Jahre. Krall und ihre namhafte Begleitband interpretieren frühe Jazzstandards, aber auch unbekanntere Nummern.

Morgenjournal, 9.10.2012

New York in den goldenen 20ern

Es ist unverkennbar Diana Krall und dann doch wieder nicht ganz. Die Jazzinterpretin präsentiert sich auf ihrem neuen Album "Glad Rag Doll" als Vaudeville-Dame und Cabaretsängerin, die sich auf einem Steinway-Flügel aus dem 19. Jahrhundert begleitet.

Es sind Songs aus einer frühen Blütezeit der US-amerikanischen Popularmusik, die Diana Krall in "Glad Rag Doll" wiedergibt. Besonders in New York herrschte damals eine rege Musikszene, die heute noch unter dem Namen "Tin Pan Alley" bekannt ist. Wenn sie in die Vergangenheit reisen könnte, würde sie sich diese wilde Ära der 20er- und 30er-Jahre aussuchen, so Diana Krall.

Kral mit neuem sexy Image

Besonders die "Ziegfeld Girls" hätten sie inspiriert, erklärt die Musikerin, jene langbeinigen Mädchen, die in den berühmten Nummernrevuen am Broadway das Publikum entzückten. In Anlehnung daran posiert Krall selbst ziemlich sexy auf dem Albumcover und im inneren des Booklets, was den Verkaufszahlen sicher nicht abträglich sein wird. Der nachdenkliche Titelsong "Glad Rag Doll", im Original von Milton Ager, kontrastiert dieses Bild freilich: Da geht es um Frauen, die heute mit ihren Reizen spielen und morgen einsam und allein dastehen.

Originaltreue statt Neuerfindung

Die Mitwirkenden im neuen Diana-Krall-Album sind durchwegs bekannte Namen. So begleitet etwa der Gitarrist Marc Ribot Kralls Gesang und Klavierspiel. Produzent des Albums ist T-Bone Burnett, der auch eng mit Kralls Ehemann Elvis Costello zusammengearbeitet hat. Letzterer taucht übrigens in der Nummer "When The Curtain Comes Down" unter dem Pseudonym Howard Coward als Background-Sänger auf.

Man wollte die Songs originalgetreu wiedergeben und nichts Neues daraus machen, meint Diana Krall. Ob es sich dabei nun um eine künstlerische Weiterentwicklung handelt oder doch nur um den geschickten Versuch, auf die große Retro-Welle aufzuspringen? Herausgekommen ist jedenfalls ein stimmiges Produkt, in dem die kanadische Musikerin ihr Können und ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Diana Krall begibt sich übrigens auf Tournee und macht am vierten November in der Wiener Stadthalle Station.

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YouTube - Interview mit Diana Krall, Elvis Costello und Produzent T Bone Burnett

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