Wiens Börsevorstand gegen Transaktionssteuer

Beim EU-Finanzministerrat in Luxemburg haben sich gestern elf der 17 Euro-Länder bereit erklärt, künftig eine Steuer auf Finanzgeschäfte einzuheben. Auch Österreich gehört dazu. An der Wiener Börse sieht man diese Pläne sehr kritisch. Börsevorstand Michael Buhl befürchtet, dass viele Anleger aus Wien abwandern.

Mittagsjournal, 10.10.2012

Barbara Battisti

Lenkungseffekt wäre vernünftig

Der Handelsplatz Wien wird durch eine Steuer auf Finanztransaktionen weniger attraktiv, ist Börse-Vorstand Michael Buhl überzeugt: "Zweifelsohne ist natürlich eine Finanztransaktionssteuer auch in Österreich etwas, das der Wiener Börse und dem Kapitalmarkt nicht helfen wird." Wie die geplante Finanztransaktionssteuer genau aussehen wird, ist noch nicht klar. Geht es nach Börse-Vorstand Buhl, sollten nur jene Transaktionen besteuert werden, die außerhalb der Börsen stattfinden. Denn in den vergangenen Jahren wird immer mehr Handel direkt zwischen Marktteilnehmern und nicht mehr über die Börse abgewickelt. Da würde eine Finanztransaktionssteuer für mehr Transparenz sorgen, meint Buhl: "Eine vernünftige Ausgestaltung – so man einer Finanztransaktionssteuer irgendetwas abgewinnen kann – wäre eine, die mit einem Lenkungseffekt verbunden ist. Das heißt, dass ganz bewusst der außerbörsliche Bereich, der momentan intransparent im Sinne von wenig Kontrollmechanismen abläuft, stärker oder ausschließlich besteuert wird, während der börsliche Bereich entsprechend nicht besteuert wird."

Transaktionssteuer schlecht für Wachstum

Wie viel Umsatz die Wiener Börse durch die Finanztransaktionssteuer einbüßen würde, kann Buhl noch nicht beziffern, das hänge davon ab, wie die Abgabe genau ausgestaltet wird. Die Steuer auf Finanztransaktionen werde aber nicht nur Investoren sondern auch die heimische Wirtschaft treffen, fürchtet Buhl: "Es geht darum, dass Unternehmen die Möglichkeit haben, Eigenkapital aufzunehmen. Wenn ich im Endeffekt durch eine Steuer die Aufnahme von Eigenkapital verteuere, dann werden diese höheren Kapitalkosten die Investitionstätigkeit drosseln und damit wird in weiterer Folge das Wirtschaftswachstum zurückgehen."

Wird der Konsument zahlen?

Eine Studie der EU-Kommission spricht von einem Schrumpfen des Wirtschaftswachstums in der Europäischen Union um 1,6 Prozent pro Jahr als Folge der Finanztransaktionssteuer. Außerdem bedeuten weniger Umsätze an der Wiener Börse auch geringere Steuereinnahmen, stellt Buhl fest. Zur Kasse gebeten werden letztendlich die Konsumenten: "Veranlagungen werden schlicht und einfach teurer werden. Es wäre ein Irrglaube zu meinen, dass das im Endeffekt an den Finanzinstituten oder an der Börse hängen bleibt. Letztendlich wird das der Endverbraucher zahlen", sagt der Vorstand der Wiener Börse, Michael Buhl und kann einer Finanztransaktionssteuer nichts Positives abgewinnen.