Nationalistenerfolg bei Regionalwahl in Flandern

In Belgien brachten die Lokalwahlen dieses Wochenendes den flämischen Nationalisten einen historischen Erfolg. Erstmals ist die Neue Flämische Allianz, die einen unabhängigen Staat Flandern anstrebt, erste Partei in Antwerpen, der wichtigsten Stadt des niederländisch sprechenden Landesteils in Belgien. Die Einheit des aus zwei Volksgruppen bestehenden belgischen Staates könnte neuerlich auf eine harte Probe gestellt werden.

Morgenjournal, 15.10.2012

Antwerpen "erobert"

Eigentlich waren es Lokalwahlen in Belgien, hunderte Bürgermeister und Gemeinderäte standen zur Wahl. Aber seit Wochen waren alle Augen auf Antwerpen gerichtet. Die wichtige Hafenstadt im nördlichen Landesteil Flandern wird seit Jahrzehnten ununterbrochen von einem sozialdemokratischen Bürgermeister regiert. Gestern hat Bart de Wever, der flämische Nationalistenchef, den ersten Platz errungen. Als einen Tag, der in die Geschichte eingehen wird, feiert Bart de Wever seinen Erfolg.

Vlaams Belang abgeschlagen

Auf mehr als 36 Prozent kommt die gemäßigt nationalistische Neue Flämische Allianz - deutlich mehr als die Liste des sozialdemokratischen Bürgermeisters. Schwere Verluste mussten angesichts des Vormarsches der gemäßigten Nationalisten die Rechtsaußenpartei Vlaams Belang hinnehmen, die auf EU-Ebene eng mit der österreichischen FPÖ zusammenarbeitet. In der französisch sprechenden Wallonie und im zweisprachigen Brüssel bleiben trotz einiger Verluste die Sozialisten führend, Liberale, Christdemokraten und Grüne konnten sich halten.

Für Unabhängigkeit Flanderns

Der nationalistische Parteichef Bart de Wever wirft der belgischen Bundesregierung in Brüssel schon in seiner Siegesrede den Fehdehandschuh hin. Die flämischen Nationalisten verlangen eine neue Staatsreform und die Umwandlung Belgiens zu einer Konföderation zweier selbständiger Staaten. Ein unabhängiges Flandern ist das langfristige Ziel.

Flandern ist mit seinen Unabhängigkeitsbestrebungen in Europa nicht alleine: Auch Katalonien und Schottland bereiten den Hauptstädten Madrid und London mit ihren Trennungswünschen zunehmend Sorgen.