Europas Autoindustrie stockt

Seit Beginn der Krise vor fünf Jahren sinken die Gewinne der europäischen Branche. Besonders betroffen sind die Massenhersteller, also die Produzenten von Klein- und Mittelklassewagen, die ihr Geschäft vor allem in Europa machen, wo der Markt gesättigt ist.

Mittagsjournal, 25.10.2012

Peugeot-Citroën in Frankreich, Fiat in Italien oder Opel in Deutschland - es sind nur drei Firmen einer europäischen Schlüsselindustrie mit annähernd zwölf Millionen Jobs, die mit enormen Problemen konfrontiert ist - wieder einmal. Die Probleme lassen sich aber nicht nur auf die Folgen der Krise samt schwachen Konjunkturdaten zurückführen.

Minus zehn Prozent

Es ist nur ein Vergleich, der sicher macht - innerhalb eines Jahres haben die Autokonzerne in Europa um etwa zehn Prozent weniger Fahrzeuge verkauft. Die großen drei aus Deutschland - BMW, Daimler und Volkswagen - sind noch einigermaßen ohne Dellen über die Runden gekommen, die anderen sind zum Reparaturfall geworden. Sie zählen zu den Verlierern eines Marktes, der zweigeteilt ist, so Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft in Bergisch Gladbach nahe Köln.

Fiat, Peugeot- Citroen, Opel und auch der europäische Ableger von Ford kommen von mehreren Seiten in Bedrängnis. Die Konkurrenz aus Asien fährt mit neuen Modellen auf dem europäischen Markt vor und so genannten Premiumhersteller bieten kleinere, vergleichsweise günstige, Autos an. Aus der Zeit, als die Abwrackprämie ein Renner war und die Nachfrage in Europa stimuliert hatte, sind Überkapazitäten vorhanden, die abgebaut werden müssen. Das funktioniert über Rabatte und Sonderaktionen, über günstige Finanzierungen von Banken, die den Herstellern gehören und über hohe Preise für Eintauschwagen. Das mag dem Umsatz nützen, der Gewinn fällt jedoch dementsprechend niedrig aus und damit jene Summe, die auch für Investitionen in neue Modelle, Antriebe oder Fertigungshallen gebraucht wird.

Sparprogramme haben bei allen europäischen Konzernen wieder Hochkonjunktur. Bei den vergleichsweise kleinen Herstellern heißt neben Fabrikschließungen und Entlassungen auch Kurzarbeit sowie neue Bündnisse mit anderen Produzenten, um überleben zu können. In der Krise fallen lange verzögerte Reformen doppelt schmerzhaft aus und auf staatliche Subventionen werden die Konzerne samt Zulieferindustrie diesmal kaum setzen können, um etwa den lange vernachlässigten Wandel zur emissionsfreien Mobilität zu forcieren.