"Romney eigentlich moderater Republikaner"
Ein Kenner der Republikaner, weil er selbst einer ist, ist Charles King Mallory IV. Der gelernte US-Diplomat ist Direktor des Aspen-Instituts in Berlin, einer nach eigenen Angaben privaten Denkfabrik, die vor allem mit Führungskräften Themen bespricht und die USA und Europa einander näher bringen will. Mallory sieht noch keinen Wahlsieger. Der künfitge Präsident werde schon bald über einen Krieg im Iran entscheiden müssen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.10.2012
Alles offen, Frauenstimmen entscheiden
Charles Mallory betrachtet den Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA als völlig offen. Sollte Obama unterliegen, liege das daran, dass er bis zuletzt nicht klar gemacht habe, wie er mit der Arbeitslosigkeit zurechtkommt.
Die republikanische Basis sei viel stärker mobilisiert worden, so Mallory. Im Moment gebe es eine Schlacht um die Stimmen der Frauen. Sie könnten in dieser Wahl ausschlaggebend sein.
"Romney musste sich konservativ profilieren"
Im Grunde sei Romney ein moderater Republikaner, sagt Mallory: "Das durfte er aber in den Vorwahlen nicht sagen. Er musste sich als sehr konservativ profilieren, um zu gewinnen."
Mitt Romney hat seine Position im Lauf seiner politischen Karriere sehr oft geändert. Das Recht auf Abtreibung etwa hat er früher befürwortet, jetzt lehnt er es ab. Charles Mallory sieht darin nichts Schlechtes: "Die Welt ist nicht statisch. Wenn die Welt sich ändert, sollte sich auch die politische Position ändern."
Iran als größte Gefahr
Geht es nach Mitt Romney ist Russland geopolitischer Feind Nummer 1 der USA, auch 23 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Das zu sagen sei nicht verkehrt, sagt Mallory: "Romney hat im selben Satz gesagt, dass die große Gefahr der Vereinigten Staaten aber von Iran kommt."
Einen Krieg gegen den Iran, wie ihn Romney vorschlägt, wollen laut Mallory die wenigsten US-Bürger. "Das Problem besteht darin, dass uns die Iraner möglicherweise keine andere Wahl lassen. Wenn man die Aussagen von Herrn Netanyahu ernst nimmt, ist der Frühling eine kritische, entscheidende Zeit für Israel und ob wir es wollen oder nicht, sind wir dabei, wenn Israel zugreift." Der neue US-Präsident habe demnach nur zwei Monate Zeit, sich zu entscheiden. Beide Kandidaten hätten gesagt, sie könnten es nicht zulassen, dass es einen atomar bewaffneten Iran gibt."
"Nicht alle Republikaner atmen Feuer"
Mallory glaubt, dass sich die USA mehr und mehr von Europa abwenden. Dass die Europäer laut Umfragen mehr mit den Demokraten als mit den Republikanern anfangen können, führt Mallory auf die Vorurteile der Europäer zurück: "Nicht alle Republikaner haben Hörner, einen Teufelsschwanz, Hufe und atmen Feuer. Ich bin ein Republikaner."
Von Romney habe Europa nichts zu befürchten. In den Beziehungen würde aber die emotionale Zuneigung fehlen, so Mallory, es wäre eine rein geschäftliche Angelegenheit.