Ganztagsschule: Was die Eltern wollen

Wenn die Ganztagsschule nun ausgeweitet wird, fordern die Eltern verschränkten, also über den Tag verteilten Unterricht. Eine reine Nachmittagsbetreuung, wie von der ÖVP als Wahlmöglichkeit gefordert, ist aus ihrer Sicht nicht sinnvoll. Und die Elternvertreter wollen, wie ebenfalls von der SPÖ gefordert, dass bei der Umstellung auf Ganztagsschule nicht wie bisher die Lehrer das letzte Wort haben, sondern die Eltern.

Mittagsjournal, 14.11.2012

Nach der Schule keine Hausaufgaben mehr

Mit dem verstärkten Ausbau der Ganztagsschule läuft die Regierung bei den Eltern offene Türen ein: Christian Morawek, oberster Elternvertreter an den Pflichtschulen findet das "sehr gut", er sei froh, dass es jetzt zu einer Verdoppelung der Mittel komme und jetzt zügig Ganztagsschulen in Österreich eingeführt würden. Ganz genauso sieht das auch Theodor Saverschel vom Elternverband der AHS und BHS: "Sehr begrüßenswert, dass das endlich angegangen wird." Saverschel betont allerdings, dass der Unterricht verschränkt werden, also über den ganzen Tag verteilt werden soll. Denn die Kinder sollten nicht erst dann, wenn sie nach Hause kommen, mit ihren Hausübungen oder der "Vertiefung" des Lehrstoffs beginnen, "sondern das soll in der Schule erledigt werden und wenn die Kinder nach Hause kommen, sollten sie im Optimalfall nichts mehr zu tun haben."

Dabei, so ergänzt Christian Morawek von den Pflichtschul-Elternvertretern, soll freilich nicht den ganzen Tag Unterricht sein. Auch aus seiner Sicht ist eine reine Nachmittagsbetreuung nicht sinnvoll, der verschränkte Unterricht habe hingegen viele Vorteile für Schüler und Eltern. Denn so könne das erworbene Wissen auch vertieft werden. Außerdem sollten Unterrichtseinheiten mit sportlichen und kreativen Einheiten sowie Pausen abwechseln.

Eltern wollen entscheiden

Und noch in einem weiteren Punkt unterstützen die Elternvertreter die Linie von Unterrichtsministerin Claudia Schmied und der SPÖ: Die Umstellung auf ganztägigen Unterricht soll nicht mehr von den Lehrern verhindert werden können. Die Regierung sagt ja, die Entscheidung dafür oder dagegen soll an den Schulen selbst getroffen werden, an höheren Schulen haben die Lehrer dabei bisher aber ein Vetorecht - ohne ihre Zustimmung geht also nichts. Und das, so Morawek, sollte geändert werden, "weil man eher den Weg des geringeren Aufwands geht."

Und auch Theodor Saverschel vom Elternverband der betroffenen höheren Schulen wünscht sich hier eine Änderung in die Richtung dass die Eltern entscheiden. "Die Lehrer sollten hier bitte ihrem Auftrag nachkommen und sich interessiert zeigen, dass sie den Schülern etwas beibringen können." Hier könnte es allerdings zu Widerständen der Lehrergewerkschaft kommen - und deren Wort hat in der Volkspartei bekanntlich sehr viel Gewicht.