Gaza-"Außenminister" sehr besorgt

Die Situation in Gaza sei besorgniserregend, sagt Hamas-Sprecher Ghazi Hamad, palästinensisches Kabinett-Mitglied und "Außenminister" von Gaza, im Ö1-Exklusivinterview.

Mittagsjournal, 16.11.2012

Nadja Elgendy und

"Es ist Israel, das angreift"

Die Situation sei sehr feindselig, sehr angespannt, sagt Ghazi Hamad im Telefonat mit dem Ö1 Mittagsjournal. Ständig höre man Bomben und Schüsse, im Norden, Süden und Osten von Gaza. "Die Lage ist sehr kompliziert, und auf unsere Seite gibt es immer mehr Todesopfer. Ich weiß nicht, wie es hier weitergehen wird." Dass Israel seine Angriffe auf palästinensische Einrichtungen mit seinem Recht auf Selbstverteidigung erklärt, kann Hamad nicht nachvollziehen: "Ich kann bezeugen, dass uns Israel immer wieder attackiert- Ich denke es ist unser Recht, uns gegen die israelische Aggression und die israelische Belagerung zur Wehr zu setzen."

"Wir haben keine schweren Waffen"

Ein Ende des Konflikts könne nur von Israel ausgehen, sagt der Hamas-Sprecher. "Israel hat zuerst damit begonnen, unsere Leute, unsere Gebäude, unsere Institutionen zu bombardieren - und sie müssen auch zuerst damit aufhören. Wir haben keine schweren Waffen wie Israel, wir haben keine vergleichbare Luftwaffe. Jeden Tag sterben dutzende Menschen. Israel muss augenblicklich seine Angriffe einstellen."

Ausweglose Lage

Alle palästinensischen Fraktionen würden sich derzeit über ein weiteres Vorgehen im Gazastreifen beraten, sagt Hamas-Sprecher Ghazi Hamad. Auch die radikalen Quassad-Brigaden, die einen grundsätzlichen Waffenstillstand zwischen Israel und dem Gazastreifen ablehnen, würden an diesen Gesprächen teilnehmen. Hamad: "Alle palästinensischen Fraktionen treffen sich regelmäßig und alle Fraktionen werden in die Entscheidungen eingebunden. Unser Standpunkt wird schlussendlich von allen mitgetragen werden. " Die Situation im Gazastreifen sei momentan unüberblickbar. Dass es eine Lösung geben kann, schließt der Hamas Sprecher aber nicht aus: "Wenn Israel jede Art von Aggression gegen unser Volk einstellt, dann werden wir über eine Waffenruhe nachdenken. Aber so wie es aussieht, denke ich nicht, dass es dazu kommen wird."

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