Homöopathie auf Krankenschein gefordert

Nachdem ein neues Buch mit dem Titel "Die Homöopathie-Lüge" die Lehre von den weißen Kügelchen als Aberglaube darstellt, steigen die drei österreichischen homöopathischen Fachgesellschaften auf die Barrikaden. Sie fordern die Anerkennung der Homöopathie als wirksame Therapie – die Homöopathie auf Krankenschein sei längst überfällig.

Mittagsjournal, 17.11.2012

Homöopathie gegen Krankheitswurzel

Homöopathie auf Krankenschein sei ein Gebot der Zeit, die Schweiz mache es vor. Seit 1.1.2012 ist die Homöopathie in unserem Nachbarland offiziell anerkannt und wird durch die Versicherungsträger gezahlt. Eine richtungsweisende Entscheidung auch für Österreich, zeigt sich der Sprecher der Fachgesellschaften Christoph Abermann überzeugt und sagt: "Primär fordern wir es, weil ein Großteil der österreichischen Patienten Homöopathie will. Da gibt es Untersuchungen, dass zwei Drittel der Österreicher der Meinung sind, dass die Schulmedizin nicht die Ursachen behandelt, also nur Symptome behandelt werden. Wenn man gegen eine Migräne nur Kopfschmerztabletten verschreibt, agiert man, als würde man Unkraut oben abschneiden und nicht die Wurzeln ausreißen."

Nutzen schon erwiesen?

Homöopathie sei wirksam, und keine Glaubensfrage. Abermann verweist auf eine gute Datenlage: "Es gibt über 150 Einzelstudien. Und die Meta-Analysen, also die Übersichtsarbeiten, die untersuchen, was insgesamt herauskommt, wenn man die qualitativ guten unter den Studien untersucht, kommen zum Ergebnis: vier von fünf dieser Übersichtsarbeiten kommen zu einem positiven Ergebnis."

Skepsis bei Versicherung

Ganz so sieht das der Hauptverband der Versicherungsträger nicht. Auf Anfrage heißt es: Erstens, die wissenschaftliche Datenlage sei zu unklar; der Oberste Sanitätsrat - ein beratendes Gremium das im Gesundheitsministerium angesiedelt ist- habe die Homöopathie auf Krankenschein bis jetzt nicht befürwortet. Und zweitens, man könne sich die Zusatzkosten, die anfallen würden, nicht leisten. Abgesehen davon, müsste man dann ja auch andere alternative Therapieformen, die von vielen Patienten als wohltuend empfunden werden, wie etwa Yoga zulassen. Also bleibe man vorerst bei Nein. Für Christoph Abermann sind das haltlose Argumente. Studien aus der Schweiz und den Niederlanden – die in den letzten zwei Jahren publiziert worden sind – belegten, dass durch Homöopathie die Gesamtbehandlungskosten deutlich reduziert werden könnten, und zwar im Schnitt um 15 Prozent. "Es ist für die Gebietskrankenkasse sogar ein Einsparungspotenzial. Und heutzutage, wo ständig davon gesprochen wird, dass die Kassen zu wenig Geld haben, wäre das eine Möglichkeit, die Kassen der Kassen zu füllen", meint Abermann.

Die Ärztekammer, die ja auch die rund 1.000 ausgebildeten Homöopathen Österreichs vertritt, scheint übrigens – wie auch der Hauptverband – an diese Berechnungen nicht zu glauben. In einer mündlichen Stellungnahme dazu heißt es: Homöopathie auf Krankenschein sei zu kostspielig, und daher unrealistisch.