Vor Doha: Waldbrände durch Klimawandel
Viele Wälder Südeuropas wurden nach langer Trockenheit im Sommer durch Brände heimgesucht. Auch auf der kanarischen Insel La Gomera wüteten Mitte August die Flammen, kurz nachdem die UNESCO die gesamte Insel zum Biosphärenreservat erklärt hatte. Dörfer wurden rechtzeitig evakuiert, so dass niemand in den Flammen sein Leben lassen musste. Doch der ökologische Schaden ist immens.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 27.11.2012
Unvergleichlicher Ort
Sieben Prozent der Insel La Gomera und 18 Prozent des Nationalparks Garajonay sind abgebrannt. Mit allen Kräften kämpfen die Gomeros nun um ihren Nationalpark, denn sie sind sich bewusst, dass dieser Wald mit seinen verschlungenen alten Lorbeerbäumen einzigartig in Europa ist. "Für mich ist das ein großartiger Wald - eine Märchenwelt. Es gibt keinen Ort, an dem ich Vergleichbares fühle. Man kann einfach die Seele baumeln lassen. Es macht daher Sinn, dass der zweite Name von La Gomera 'magische Insel' ist. " Die 52-jährige Französin Fabienne Hebert, die sich kurz Fafa nennt, lebt seit 22 Jahren auf der kanarischen Insel La Gomera. Der Nationalpark Garajonay, der 1986 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde, ist auch ein Grund, warum sich die Französin auf der Insel immer noch zu Hause fühlt. Und das, obwohl sie bei den Waldbränden im August ihr Haus verloren hat. "Der August war heftig, entsetzlich. Ich habe den Sommer in Frankreich verbracht. Da bekam ich einen Anruf von meinem Sohn, der mir sagte: wir haben kein Zuhause mehr. Ich lebe im oberen Teil des Valle Gran Rey und hatte das Pech, dass das Haus total abgebrannt ist, nur die Mauern blieben übrig."
Barrieren gegen Erosion
Rund 30 Häuser sind vollständig abgebrannt. Knapp 20 Prozent des Nationalparks sind den Flammen zum Opfer gefallen. In den verbrannten Teilen des Waldes umhüllt Nebel die verkohlten Baumstämme. Doch seit dem Feuer im August sind wieder Pflanzenbüschel nachgewachsen und wirken wie frische grüne Farbkleckse inmitten der schwarzen Geisterlandschaft. Kaum waren die Flammen gelöscht, haben Parkdirektor Ángel Fernández und seine Mitarbeiter schon mit der Aufforstung begonnen: Asche weggetragen, den Boden gesäubert, die Straße gesichert. Vor Beginn der Regenzeit muss der Boden nun vor Erosionen geschützt werden, so der Parkdirektor. "Wir benutzen das Holz der beschädigten Bäume, um Hindernisse zu bauen, die wir tief im Boden verankern. Es sieht ganz einfach aus, aber es muss gut gemacht sein. Diese Barrieren schützen dann gegen Erosionen."
Steigendes Waldbrandrisiko
Ob Waldbrände zunehmen und mit dem Klimawandel zusammenhängen, wird gerade noch untersucht, so Waldbrandexpertin Kirsten Thonicke vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung: "Speziell für den Mittelmeerraum sind die Prognosen so, dass die Temperaturen steigen werden, Niederschläge zurückgehen, was sich sicher daraus schließen lässt, dass es ein steigendes Waldbrandrisiko geben wird. Das zeigen erste Untersuchungen an. " Die Waldbrandforschung ist schwierig, denn es gibt viele Faktoren, die eine Rolle spielen. "Es ist zum einen die klimatische Situation und zum anderen sind es die natürlichen Bedingungen der Vegetation selber: brandanfällige Vegetation, offene Vegetation, dünne Blätter, die die Feuerausbreitung begünstigen können, wie schnell ist das ganze Todholz wieder zersetzt, diese Faktoren spielen eine Rolle. Und man darf den Menschen nicht außer Acht lassen, denn schließlich sind zwei Drittel bis hin zu 90 Prozent je nach Gebiet der Feuer vom Menschen verursacht." Große Trockenheit, die der globale Klimawandel mit sich bringt, begünstigt währenddessen die Ausbreitung der Feuer. Und längst hat sich ein Teufelskreis in Gang gesetzt: Denn große Brände wiederum tragen zur Erwärmung der Atmosphäre bei.
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